Kleiner Spaziergang durch Bologna

Emilia-Romagna
Benutzeravatar
BO
italianissim@
italianissim@
Beiträge: 3375
Registriert: Donnerstag, 08.02.2007, 14:06
Vorname: BO
Wohnort: in Maremma

Kleiner Spaziergang durch Bologna

Beitrag von BO »

Bologna hat mir sofort gefallen, als ich in den achtziger Jahren nach Italien zog.

Die Farben dieser schönen, mittelalterlichen Stadt. Dieses warme Rot und das sanfte Gelb, beeindruckten mich sofort. Sie strömen Ruhe, "Serenità" aus.

Heute werden solche Städte nicht mehr gebaut, weil futuristische Architekten und der Beton gewonnen haben.

Wir haben noch nie im "Centro" gewohnt, sondern immer außerhalb. In einem dieser Orte, die sich an Bologna schmiegen, wie Kinder an ihre Mutter. Es war einfach günstiger und außerdem sind wir keine Stadtmenschen. Aber in einer Viertelstunde sind wir am Bahnhof von Bologna, an dem wir unseren Spaziergang beginnen.

Bologna besitzt, nach Venedig, die größte Altstadt Europas (wusste ich nicht).

Um in das "Centro Storico" von Bologna zu gelangen, muss man fast unweigerlich durch eines der gut erhaltenen Tore gehen. Porta Lame, Porta Saragozza, Porta Santo Stefano und wie sie alle heißen. Es sind zwölf, wie die Sternzeichen. Einige davon sind sehr gut erhalten; bei anderen sind nur noch Ruinen übrig.

In unserem Fall gelangen wir durch Porta Galliera in die Via Indipendenza, die Haupteinkaufstraße Bolognas. Rechts und links der Straße sind Arkaden, die sich fast überall in der Stadt auf insgesamt 38 km erstrecken (wusste ich nicht). Selbst spät in der Nacht sieht man Leute, die durch die Stadt bummeln. Durch die Arkaden ist man ja geschützt und kann bei jedem Wetter spazieren gehen.

Die nächste Kreuzung ist Via Inerio. Links auf dem Piazza dell'Otto Agosto wird freitags und samstags der große Markt abgehalten. Obst und Gemüse oder andere Köstlichkeiten findet man dort allerdings nicht, weil diese auf den vielen kleinen Märkten der einzelnen "Quartiere" angeboten werden.
Aber wer Kleidung, Schuhe und Haushaltsartikel sucht, ist hier am richtigen Platz.

Am Ende der Via Indipendenza stoßen wir rechts auf Via Ugo Bassi und links auf Via Rizzoli mit den beiden schiefen Türmen, "le due Torri", dem Wahrzeichen Bolognas. "Torre Garisenda“ und "Torre degli Asinelli" heißen sie. 137 Jahre lang waren sie die höchsten Gebäude in Europa (wusste ich nicht).

Geradeaus über den Piazza Nettuno, mit dem schönen, dem Meeresgott Neptun gewidmeten Brunnen, kommen wir zum Piazza Maggiore, dem Lucio Dalla sein Lied "Piazza Grande" gewidmet hat. Links Palazzo Enzio (Heinz, der Deutsche), König von Sardinien und unehelicher Sohn Kaiser Friedrichs II. und der schwäbischen Adligen Adelheid (hört, hört). Rechts das Rathaus und geradeaus die Basilika San Petronio, die halb aus Marmor und halb aus dunklen Steinen gebaut ist, weil den damaligen Herrschern wohl irgendwann das Geld ausgegangen ist. Sie ist die fünftgrößte Kirche der Welt (wusste ich auch nicht).

Bei meinen ersten Besuchen in Bologna, besonders Sonntags morgens, fielen mir Gruppen von Personen auf, die auf dem Piazza Maggiore standen und miteinander sprachen. "Die diskutieren über Politik", sagte man mir. "Das gehört zur Tradition der Stadt". Und so ist es wohl auch geblieben.

Es gibt zwar noch irrsinnig viel zu sehen, aber nun bin ich müde vom Laufen. Ich werde mich wohl in eins der vielen Straßencafes auf dem Piazza Maggiore setzen oder auf die Stufen San Petronios.
Ich wünschte ihr wäret hier!

Relativ wenige Touristen verirren sich bei ihrer Italienreise nach Bologna. Sie werden vorher in Venedig, Florenz und Rom abgefangen. "Selber schuld und gut für uns", sage ich!

(Fortsetzung folgt "vielleicht")
Zuletzt geändert von BO am Samstag, 12.05.2007, 19:51, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
papili
italianissim@
italianissim@
Beiträge: 1225
Registriert: Mittwoch, 22.11.2006, 21:32
Wohnort: Leverkusen
Kontaktdaten:

Beitrag von papili »

Ich hoffe, das für uns Türme und Tore geöffnet sind, wenn wir kommen.

Es sind wirklich interessante Neuigkeiten, die man über Bologna, "la grassa" nachlesen kann. Wir sind voller Erwartung.

Papili
Benutzeravatar
bella_napoli
italophil
italophil
Beiträge: 501
Registriert: Samstag, 28.04.2007, 18:13
Wohnort: 1650 km entfernt von Napoli

Beitrag von bella_napoli »

Hallo Bologna,

wenn ich mal Urlaub in Norditalien mache, werde ich sicherlich auch einen Abstecher nach Bologna machen.
Dein Bericht hört sich ja sehr interessant an. Gut finde ich, daß sich wenige Touristen nach Bologna verirren.

bella_napoli

Vielleicht folgt ja noch eine Fortsetzung von Dir...
Benutzeravatar
BO
italianissim@
italianissim@
Beiträge: 3375
Registriert: Donnerstag, 08.02.2007, 14:06
Vorname: BO
Wohnort: in Maremma

Beitrag von BO »

Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, in einem Straßencafe am Piazza Maggiore. Durch einen Capuccino gestärkt, kann es nun weitergehen.

Links, in einer kleinen Seitenstraße, befindet sich ein kleiner Mercato di Quartiere. In den Botteghe, den Läden mit Spezialitäten, findet man alles, was das Herz (und der Magen) begehrt, wie Obst und Gemüse, Tortellini - die angeblich nach dem Bauchnabel der Venus geformt wurden -, Salsicce, Schokolade, u.v.m.. Hier haben auch noch kleine Krämerläden überlebt, die es nirgendwo mehr gibt. Wer weiß, wie lange. Der Big Mac ist auch in Bologna stark auf dem Vormarsch.

Wenn man geradeaus weitergeht, gelangt man auf den Platz, den ich am meisten liebe: Piazza Santo Stefano. Er ist nicht sehr groß, aber sehr hübsch, mit seiner seltsamen Pflasterung aus fast runden Steinen. Normalerweise ist es dort sehr ruhig, wenn nicht gerade die Bongo-Spieler kommen oder die Pancabestie, die Clochards von Bologna, die meistens zusammen mit einem Hunderudel durch die Stadt ziehen.

Direkt am diesem Platz befindet sich die Basilika Santo Stefano, die von San Petronio, dem Schutzpatron der Stadt, zwischen dem 5. und dem 8. Jahrhundert erbaut wurde. Durch eine große Tür gelangt man in den Komplex, der eigentlich aus sieben Kirchen besteht.

Nun glaubt man, nicht mehr mitten in der Stadt zu sein. Die Stille lädt zur Meditation ein. Der Hof des Pilatus, das Tempelchen vom Schädelberg ... le Sette Chiese verschmelzen ineinander.

Leider müssen wir diese Oase des Friedens verlassen. Wir wollen ja weiter.

Wenn ihr noch nicht zu müde seid, können wir noch ein Stück der Strada Maggiore hinunter gehen, eine schöne Straße mit mittelalterlichen Häusern und natürlich auch mit Arkaden. Hier findet im Winter immer ein Weihnachtsmarkt statt. Wie oft bin ich diese Straße herunter gerannt, damals, als ich meine ersten Privatstunden hatte, um italienisch zu lernen. Meine Professoressa wohnte in einem schönen alten Haus, mit einem wunderschönen Innengarten, von denen so viele in den Häusern von Bologna versteckt sind. Auf dem Rückweg von meiner "Lezione" ging ich gerne in eins der Cafes oder in eine Teestube, von denen es dort sehr viele gibt, mit Marmortischchen und alten Ledersofas.

Ich weiß, ihr seid müde vom Laufen. Heute gehen wir nicht mehr in die Giardini Margherita, die grüne Lunge Bolognas, die nach der Königin Margherita (die selbe der Pizza Margherita) benannt wurden, die Bologna ein Jahr vorher besichtigt hatte (wusste ich). Hier verbringen viele "famiglie bolognesi" ihren Sonntag. Hinter dem Park fangen die Villenviertel Bolognas an und auch die Hügel des Apennin zwischen Emilia Romagna und meiner geliebten Toskana. Aber das ist ein anderes Thema!

Auch die Wahlfahrtskirche San Luca auf den Hügeln der Stadt sehen wir uns ein anderes Mal an.

Nur noch eine letzte Anstrengung. Unter den Mauern von Bologna fließt der Navile, aber man sieht ihn nicht. In einer kleinen Seitenstraße, deren Namen ich vergessen habe, ist ein kleines Türchen in einer Wand. Wenn man es aufmacht, sieht man ihn, den Navile.

Und am Freitag Abend gehen wir zum Essen, zu "Da Sandro, Al Navile".

(Fortsetzung folgt, "non lo so")
Zuletzt geändert von BO am Sonntag, 13.05.2007, 00:58, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
lanonna
membro onorario
membro onorario
Beiträge: 6996
Registriert: Mittwoch, 14.06.2006, 23:59
Wohnort: Villa Felicità
Kontaktdaten:

Beitrag von lanonna »

Du machst mir Hunger! Auf Leckereien, Geschichte und Kunstgenuss!

Lanonna
Freunde wirst du viele lieben, wie es Muscheln gibt am Meer,
doch die Schalen, die dort liegen, sind gewöhnlich alle leer.
Autor unbekannt
Benutzeravatar
papili
italianissim@
italianissim@
Beiträge: 1225
Registriert: Mittwoch, 22.11.2006, 21:32
Wohnort: Leverkusen
Kontaktdaten:

Beitrag von papili »

Freu´mich auf Freitag.

Parlando della Trattoria da Sandro al Navile ogni Bolognese deve alzarsi in piedi o almeno deve alzare la testa.

Questa trattoria rappresenta un pezzo di storia della città. Città che ora, sempre di più, vede fiorire pub ed esercizi commerciali gestiti da non bolognesi ove una volta esistevano botteghe e trattorie.

Bologna la dotta, Bologna la grassa.

Papili in attesa
Benutzeravatar
BO
italianissim@
italianissim@
Beiträge: 3375
Registriert: Donnerstag, 08.02.2007, 14:06
Vorname: BO
Wohnort: in Maremma

Beitrag von BO »

Bologna la rossa :)
Antworten