Sonntag, 25. September - 9. Tag, unterwegs mit Francesco
am Albaner See (Castelgandolfo) und in Rom auf der Via Appia Antica
Francesco ist mein futuro genero, derzeit praktisch Strohwitwer, bis er meiner Tochter nach Dublino folgen wird. Ich habe ihn gern während unseres Urlaubes getroffen - und die Cousine hat ihn erstmalig kennen gelernt.
Ich erinnere mich noch daran, dass ich bei unserem ersten Zusammentreffen vor vier Jahren Englisch mit ihm sprach, vor zwei Jahren schon Italienisch - aber dabei verzweifelte ich damals ständig daran, dass ich mich nicht ausreichend äußern konnte! Verstehen konnte ich ihn schon immer gut. Dieses Mal habe ich zum allerersten Male (und in Abwesenheit - also auch ohne Assistenz - der Tochter) viele Stunden mit ihm Italienisch kommuniziert. Natürlich war ich am Ende des Tages durch die ständige Konzentration erschöpft, hatte aber ein Hochgefühl: geschafft! Natürlich habe ich jede Menge Fehler gemacht - über die er taktvoll hinweg gegangen war. Stets hat er reagiert, als wenn ich genau das Richtige gesagt hätte... Aber: wir haben kommuniziert, richtige Unterhaltungen geführt, teilweise weit entfernt von small talk. (Basis waren zwei VHS-Kurse und zweieinhalb Jahre autodidaktisches Lernen!).
Übrigens hatte ich mir den Hinweis vom Töchterlein zu Herzen genommen, dass Italiener es für höflich halten, öfter im Gespräch unterbrochen zu werden mit Ausrufen, Einwürfen etc. Also habe ich mich redlich bemüht, die möglichst passenden "sozialen Geräusche" zu machen. Und: gelacht haben wir auch.
Genug der Vorrede... es war ein bisschen kompliziert, bis wir zueinander fanden:
Nach meiner Mitteilung, wann der Zug am Sonntag in Stazione S. Pietro mit uns ankommen würde, hatte F. gemailt, er würde uns um 12.00 Uhr von zu Hause anrufen, wir könnten uns dann im centro treffen.
"Centro" gibt ja nun keinen genauen Punkt an (und wir Deutschen haben es gerne sehr genau), und wir wollten nicht unbedingt in der Mittagshitze wie angenagelt irgendwo sitzen und warten, dass er käme. Also beschlossen wir, zu ihm zu fahren und im Restaurant nebenan einen caffè zu trinken. Bis dahin wussten wir nicht, dass ohne Ansage unser geplanter Zug ausfallen und wir eine halbe Stunde im stehenden Zug warten würden...
[Es war das einzige Mal, dass der Zug nicht pünktlich abfuhr. Als der Lokführer ausstieg und weg gehen wollte, fragte ich ihn, ob dieses der Zug nach Rom sei (das ging inzwischen ganz locker...) und er sagte nur: "sì, alle undici zero sette" und verschwand.]
Unterwegs immer fleißig kontrolliert, ob F. bereits versucht haben könnte, mich anzurufen... niente. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nicht bemerkt, dass mein Handy kein Netz hatte!
Wir lernten erstmalig die römische Metro kennen und waren von der schnellen Verbindung recht angetan. Weiterhin freute ich mich, dass ich die Gegend wieder erkannte und genau wusste, wohin wir mussten... (schließlich hatte ich vor einem Jahr noch dort gewohnt!)
Das anvisierte Ristorante hatte geschlossen.
Ich bemerkte dann mein fehlendes Funknetz, musste mein telefonino aus- und wieder einschalten, bis es eines gefunden hatte. F. angerufen "siamo davanti alla porta tua" - und er kam runtergeflitzt.
Er hatte sich tatsächlich den Tag für uns frei gehalten und war bereit für große Taten! Die erste gute Tat bestand in dem Besuch einer Bar, wo wir einen super leckeren "caffè con crema" bekamen. Einheimische wissen eben immer am besten, wo man hingehen sollte!
Die Fahrt nach Castelgandolfo war ein Angebot, das ich sehr gerne annahm, da ich mich an einen sehr netten Pizza-Abschiedsabend (im Dunkeln, mit Lichtern über dem See) dort erinnerte. Den See und die Umgebung im Sonnenschein zu sehen war einfach schön!
Nun war es allerdings im anvisierten Restaurant (man verlasse sich hierbei auf Italiener!) so voll, dass wir es vorzogen, noch due passi am See zu spazieren.
Der ganze Ort heißt zwar "Castelgandolfo", aber das Castel, in dem der Papst seine Sommerresidenz hat, liegt genau gegenüber!
Lecker gegessen haben wir dann auch, in rustikalem Ambiente (geräuschvolle italienische Familien). Es gab keine Menükarte (ich erinnerte mich daran), sondern die Bedienung erzählte, was wir wählen konnten. Sehr leckere ravioli ai spinaci habe ich gegessen... Dafür, dass wir bezahlten, musste ich von F. die Einladung zum weltbesten Tiramisu annehmen
Sein Vorschlag, uns danach die Via Appia Antica anzusehen, war gut, und wir sind (nach entsprechender Anfahrt) dort ein wenig gewandelt:
Am Ende lud F. uns zum Tiramisu ein, das in einer Bar, die ich durchaus mit dem Wort "In-Location" bezeichnen würde ("il regno del tiramisù"), verkauft wird. (Auch dieses war für mich eine Wiederholungstat.)
Danach allerdings folgte eine halsbrecherische Autofahrt durch Rom - ich glaube, F. hatte Angst, wir könnten unseren Zug verpassen! Zu allem Überfluss musste er Umwege fahren, da wegen eines Unfalls Straßen gesperrt bzw. verstopft waren.
Es ging also praktisch (aus meiner Sicht) kreuz und quer durch die römischen Stadtmauern, bis er uns in Trastevere verabschiedete, wo unser Zug pünktlich wie für uns bestellt einlief.
Tante grazie per questa meravigliosa giornata!
Dass soll es für heute gewesen sein.
Cari saluti
Flora