Wenn es ums Auswandern geht...

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lanonna
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Wenes ums Auswandern geht...

Beitrag von lanonna »

Für all diese Fragen ist dieser thread bestimmt gut. Ich taufe ihn mal um, damit vielleicht ein paar Leute mehr hier hereinschauen.

Hier sind auch "Ausgewanderte", die dir bestimmt vieles dazu sagen können. StefanM, zum Beispiel, oder Müüsli.

Ich bin seit vielen Jahren "nur" ein Wanderer zwischen zwei Welten und finde, auch das kann man nur sein, wenn man sich mit Land und Leuten und der Sprache befasst.

Deine Überlegungen sind in meinen Augen sehr gut und leider auch selten. Oft hatten wir hier Auswanderungswillige, die recht böse auf vorsichtige "Mahnungen" reagierten - wobei ich eher Ratschläge als echte Mahnungen meine.

Die Naivität vieler ist wirklich entsetzlich. Mag sein, dass wir von einigen dieser Leute nichts mehr gehört haben. :zwinker:

Herzlichst

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Catherine
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Re: Die Top Five zum Auswandern …

Beitrag von Catherine »

Dann scheint es wirklich typisch zu sein und kein Einzelfall. Ich verstehe nicht, wie man sich keine Gedanken macht zum Auswandern und es dann versucht. Im Allgemeinen hat man ja ein Problem, weshalb man weggehen will. Und das will man in der Ferne nicht haben, sonst würde man nicht auswandern. Aber ein Problem kann man ja auch nur beseitigen, indem man schaut, was es genau ist und dann nach Lösungen sucht. Alles andere erscheint mir ziemlich unsinnig.

Das ist ja zum Scheitern verurteilt, wenn man einfach nur weiterstolpert. Das kann eigentlich gar nicht gutgehen und der Auswanderer wird auch nicht glücklicher.Es sei denn er hat hier wirklich rein gar nichts mehr zu verlieren...
Ich bin froh noch 1 Jahr zu haben, muss ich sagen :zwinker: Mindestens 5 Besuche stehen noch an, davon ein längerer Sommeraufenthalt. Ich lasse diesmal den Ort und alle Begebenheiten zum ersten Mal wirklich unter dem Gesichtspunkt des Einwanderers auf mich wirken. Mal sehen. :zwinker:

Schade, dass hier einige wieder geflohen sind, nur weil andere Ratschläge gegeben haben, die diese nicht hören wollten. Würde mich interessieren, was aus den Geschichten geworden ist. :flag:
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lanonna
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Re: Die Top Five zum Auswandern …

Beitrag von lanonna »

Ob sie nur deshalb nicht mehr schreiben? Oft steckt auch Desinteresse oder die Änderung der Interessen dahinter. Vielleicht waren sie auch einfach nur überfordert.

Vergiss nicht: Der liebe Gott hat ein sehr großes Tierreich geschaffen!

Nicht jeder Auwanderungswillige ist naiv, das siehst du an deinen Überlegungen. Aber es gibt sie eben, diese ewig Naiven. Und wenn du sie dir genau betrachtest, so kommen sie im Heimatland nicht klar. Wie sollen sie dann in der Fremde klarkommen?

Ich kann heute nicht mehr sagen, ob ich den Schritt gewagt hätte oder nicht. Die Frage stellt sich mir nicht mehr. Ich bin sehr glücklich mit meinem Leben hier wie da und bin davon überzeugt, dass Unzufriedenheit allein nicht ausreichen sollte, seinem Land den Rücken zu kehren.

Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, was er möchte und wie er sich sein Leben einrichten möchte.

Ich habe einige zufriedene Auswanderer kennengelernt, die die unterschiedlichsten Probleme im neuen Land hatten, bis alles so war, wie sie es für sich haben wollten. Ich habe aber auch Leute knnngelernt, die lieber heute als morgen nach Deutschland zurückkehren würden - darunter übrigens sehr viele Rückwanderer, also Italiener, die sehr lange in D gelebt haben und sich in I nicht mehr einleben konnten.

Das Problem ist so vielschichtig wie die Menschheit. Jeder Fall ist ein Einzelschicksal - ob naiv oder rational, das spielt dabei keine Rolle.

Herzlichst

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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von StefanM. »

Lanonna, Catherine,
die Gründe warum jemand auswandert sind mit Sicherheit so vielseitig und vielschichtig wie die Personen die auswandern wollen.
Mein "persönliches" Auswandern war ursprünglich auch ganz anders gedacht als es dann am Ende gekommen ist - man kann viel vorausplanen, die beste Planung überlebt aber selten den ersten Kontakt mit der Realität. Wichtig ist auf jeden Fall das man und auch Frau sich im Klaren darüber ist, dass auch in der "neuen Heimat" nicht nur Milch und Honig fliessen.
Ich bin leider erst im Nachhinein auf diese Seite bzw. auch die IDA's (Interessensgemeinschaft Deutschsprachiger im Ausland) gestossen, ich hätte mir viele Kopfschmerzen ersparen können.
Man kann sich auf vieles vorbereiten und vieles vorplanen, ich rate aber dringendst dazu, auch vieeel Freiraum für Unvorhergesehenes und Überraschendes einzuplanen - denn 1.) kommt es anders und 2.) als man denkt!
Ich kann bei Interesse gerne mal etwas von meiner persönlichen Geschichte als Anregung/Abschreckung erzählen wenn ihr wollt.

Gruss
Stefan
(der morgen erstmal 2 Tage geschäftlich nach D darf)
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lanonna
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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von lanonna »

Lieber Stefan,

bitte erzähle! Positives wie Negatives!

Wie ich schon schrieb - ich bin ein glücklicher Wanderer zwischen zwei Welten und kann immer dann wieder aus der einen in die andere verschwinden, wenn es mir passt Was nicht heißt, dass ich nicht genug Probleme in I hatte.

Aber du hast mit jedem deiner Worte recht. So hatte ich es auch gesehen - vielleicht nicht immer richtig ausgedrückt.

Gerade deshalb freue ich mich auf deine Berichte!!

Herzlichst

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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von StefanM. »

Also.... dann muss ich mal ganz weit ausholen!

Ich hatte eigentlich schon immer mal den Wunsch, zumindest für eine gewisse Zeit, im Ausland zu leben/zu arbeiten. Am Anfang dachte ich an USA, England etc. Irgendwann ergab sich auch die Chance in den Niederlanden zu arbeiten, was sich aber leider kurz vor Abschluss zerschlagen hat. An Italien hatte ich eigentlich nie gedacht... (Zeitsprung von ca. 8 Jahren)...
Auf einer Messe in Deutschland habe ich meine jetzige Frau kennengelernt. Am Anfang was eigentlich nur flirten zwischen zwei Messeständen, um die Zeit zu vertreiben, aber wir sind auch nach der Messe, zuerst per Mail, später per IM in Kontakt geblieben. Irgendwann kurz vor Weihnachten kam das Gespräch darauf was der jeweils andere über die Feiertage so vor hat. Auf Grund eines Todesfalls in der Familie war ich ernsthaft am überlegen, Weihnachten irgendwo in der Sonne zu verbringen und hab so aus Spass gesagt, "weisste was, ich komm an den Comer See"... Ihre Antwort war "Mach doch!"... Flug gebucht und runter gings. Hier begann meine persönliche Erfahrung mit Langstreckenbeziehung - das ist aber ein Kapitel für sich!
Naja nach ca. 9 Monaten Fernbeziehung hat sich bei mir beruflich die Situation ergeben dass ich dringend aus der Firma in der ich war raus musste. Und da kam zum ersten Mal der Gedanke auf, warum nicht nach Italien gehen, mit der Frau zusammenziehen und da unten arbeiten. Soweit so einfach!
Das Problem war, und jetzt wird Catherine ganz heftig den Kopf schütteln, ich sprach KEIN Italienisch...
Also im September 2 Wochen Italien und Job-suchen... immer mit der Prämisse: ISCH SPRESCHE KEIN ITALIENISCHHHHH! Trotzdem hatte ich in 2 Wochen 10 Vorstellungsgespraeche und am Ende sogar 3 Job-Angebote sowie einen unterschriebenen Arbeitsvertrag ab dem 05.10. ... AUF ZUM KOFFERPACKEN!!!
OK hier muss ich sagen dass ich ohne meine Frau bestimmt nie in der kurzen Zeit soweit gekommen wäre wie ich bin, weil sie jede Menge vorbereitet, organisiert und ausgefüllt hat was man am Anfang so braucht: Anmeldung bei Gemeinde, Codice Fiscale (wichtigstes Teil überhaupt), ASL usw. usf. wie ich aber schon erwähnt hatte, es gibt 100.000 Sachen an die man nicht denkt und auch hier hat sie mir riesig weitergeholfen.
OK am Anfang war ich ziemlich isoliert, da die meisten ihrer (mittlerweile unserer) Freunde kein Deutsch oder Englisch sprechen (da sind vom Arbeiter bis zum Rechtsanwalt und Lehrer alle Berufsgruppen vertreten) - das war ziemlich hart, da ich nichtmal Nachrichten gucken konnte und auch auf Arbeit eigentlich immer auf einen Übersetzer angewiesen war.
Nach ca. 6 Monaten gings dann langsam auch mit dem Italienisch besser und ich konnte anfangen mit mit anderen zu unterhalten - hier ist wichtig, keine Angst vor Fehlern - einfach reden solange die verstehen was du willst hast du schon gewonnen.
Mittlerweile bin ich fast 4 Jahre hier, verheiratet, spreche relativ fliessend italienisch (auch wenn ich immernoch mit der Grammatik kämpfe) und will eigentlich garnicht mehr weg hier.
StefanM.
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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von StefanM. »

Zu möglichen Problemen beim Auswandern:
- mit Sicherheit die Sprache - ich versteh auch heute die Jungs und Mädels auf dem Amt teilweise nicht und auch hier findet man schwer jemand der zumindest Englisch kann
- die "italienische Art" gewisse Sachen zu erledigen - bringt den Durchschnittsdeutschen zur Weissglut (z. b. als ich mein Auto ummelden wollte war ich 5x in der Motorizzazione - beim letzten Mal, ein Donnerstag, wurde mir endlich mitgeteilt, dass ausländische Fahrzeuge NUR am Mittwoch angemeldet werden können - GRRRRRRRR"!!!!!!!)
- italienische Bürokratie - wer "Maria im schmeckts nicht" gelesen hat weiss was ich meine - ist teilweise echt so.

Positives:
- die Herzlichkeit der Leute
- la Familia (hier gibts wirklich noch die Familienbande)
- die Lebensart
- die Küche
- die Landschaft

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und kann jederzeit ergänzt werden.

So, soweit mein erster Bericht, falls noch Fragen aufkommen - her damit!

Stefan
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