Wenn es ums Auswandern geht...

In unserer Hauptrubrik tauschen wir uns über all das aus, was uns momentan bewegt. :flag:
Catherine
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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von Catherine »

Vielen Dank für deinen Bericht! :) Was mich interessieren würde: wie haben deine deutsche Familie und deine deutschen Freunde reagiert? Ich weiß dass meine Familie alles dransetzt, mich hier zu behalten und überhaupt viele mit Unverständnis reagieren.
Ich denke deine Arbeitssituation ist dir bei der Entscheidung entgegengekommen, was sich ja als sehr positiv herausgestellt hat. Ich würde hier eine feste Beamtenstelle kündigen, und der Impuls muss rein von mir kommen, ein Rauswurf wäre mir da emotional gesprochen irgendwie llieber. Jetzt sagen noch alle, ich sei ja verrückt :zwinker:
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StefanM.
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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von StefanM. »

Klar, meine Familie war wenig begeistert davon dass ich ins Ausland gehen will. Ich muss aber wohl dazu sagen, dass ich in der Gegend in der ich in Deutschland gewohnt habe wohl beruflich über kurz oder lang hätte umziehen müssen und das mein Vater damals wegen seiner Frau (meiner Mutter) auch über 500 km von zuhause weggezogen ist. Das hat die Argumentation etwas anders aussehen lassen. Bei Freunden und Bekannten war die Reaktion gespalten; die engsten Freunde fanden es schade das ich gehe, andere haben den Entschluss bewundert (bei einigen glaub ich sogar das sie neidisch waren weil ich "den Arsch in der Hose hatte" zu gehen), wieder andere haben mich für komplett verrückt erklärt.
Mir war in der Hauptsache wichtig, vor allem mit meinen Eltern, immer die "Tür offen zu halten", so dass ich, falls wirklich ALLES schief geht, wieder zurückkommen kann.
Am Ende kann nur jeder für sich selbst entscheiden was er/sie will - und hellsehen kann keiner, es hätte bei mir genausogut alles im Fiasko enden können - aber nur Versuch macht kluch!
Und zu Deinem letzten Satz liebe Catherine "
Catherine hat geschrieben:Jetzt sagen noch alle, ich sei ja verrückt :zwinker:
- es gehört eine Portion verrückt dazu wenn man auswandert, aber bist Du sicher das die nicht vielleicht auch etwas neidisch sind?
Catherine
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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von Catherine »

Danke für die Beschreibung :D Ok, dann ist wohl auch der Aspekt der Abnabelung der gleiche. Ich habe mir immer vorgemacht, dass es bei allen anderen keine Probleme gibt, wenn sie auswandern und dass sie immer alle von der Familie unterstützt werden, und nur mein Familie mir da Steine in den Weg legt. Ich scheue wohl einfach nur den Schritt vor meine Familie zu treten und zu sagen "Hört zu, ich gehe in die Toskana zu meinem Mann, ich habe mir alles gut überlegt und werde es versuchen. Mal sehen, ob es auch klappt oder nicht." Gerade heutzutage wo viel umgezogen wird und die Menschen häufig in verschiedenen Ländern leben und die Jobs wechseln, gerade da ist doch innerhalb Europas eigentlich kein "für immer und ewig weit weit weg". So weit ist man hier ja nicht weg.

Ich finds toll, Stefan, dass du den Schritt gemacht hast und Comer See ist ja auch wirklich eine schöne Ecke! Und deine Frau ist also Italienerin, nicht wahr? Ich konnte mich in vielen Beschreibungen gut wiederfinden, der Schritt ins Ausland wird von meiner Familie leider als "Anpassung an den Italiener" missverstanden. Dass auch ich immer schon vom Auswandern gesprochen hatte (für mich auch England als Option), wird verdrängt um sich in eine nichtexistente Situation hineinzusteigern, in der ich nur für meinen Mann in die Toskana will. :roll:

Aber auch da muss man wahrscheinlich durch :zwinker: Immerhin melden sich oftmals Freunde gleich als Besucher an :zwinker: :D :flag:
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maritimu
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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von maritimu »

Auch unsere Familie (außer meinem Sohn, der als einziger Verständnis aufbrachte, vielleicht weil er mittlerweile in London lebt und diese Situation kennt), Verwandten und Freunde waren seinerzeit nicht begeistert, als wir den Wunsch äußerten, irgendwann nach Italien zu ziehen. Da wir diesen Schritt aber scheibchenweise - begonnen Mitte 1999 mit dem Kauf unseres Häuschens in den Marken - vornahmen, konnten sich alle langsam an den Gedanken gewöhnen und uns vor dem endgültigen Goodbye schon mal dort besuchen und sich damit eine Vorstellung machen, dass wir hier erstens nicht am A.... der Welt lebten und wir zweitens auch relativ rasch einheimische neue Freunde fanden (eines der Hauptargumente gegen unseren Auswanderwunsch, denn wir waren ja altersmäßig mit damals Ende 40 bzw. Ende 50 keine Frischlinge mehr und ergo auch nicht mehr so flexibel - in den Augen unserer alten Umgebung zumindest).

Mein Mann ging Anfang 2007 in den Ruhestand und verbrachte die Zeit bis Oktober 2008, als es dann endlich auch bei mir soweit war, mit kurzen Unterbrechungen alleine (d. h. mit unserer Hündin Bella) in Italien, die Situation einer "Fernbeziehung" kennen wir also auch, haben sie aber ganz gut gemeistert.

Jetzt wohnen wir schon 2 1/2 Jahre in den lieblichen Hügeln des marchighianischen Hinterlandes und haben den Schritt noch keine Sekunde bereut. Wir hatten bislang NIEMALS Probleme - sei es mit der berüchtigten ital. Bürokratie auf Ämtern, der Bank, der Krankenkasse etc. - es funktionierte alles reibungslos. Wir fanden auch einen netten und kompetenten Arzt, der uns betreut, falls es mal nötig sein sollte - denn ich bin jetzt 60 und mein Mann 67, da muss man auch das im Hinterkopf behalten. Wir haben ein gutes Verhältnis zu unseren Nachbarn und unser Bekanntenkreis wächst stetig - sowohl Italiener als auch andere Nationalitäten. Wir haben mit unserem Haus (ein ehemaliges Rustico, das mein Mann in Eigenregie renoviert und umbaut) und unserem großen Gargten genügend zu tun, um uns nicht zu langweilen und Abwechslungen kultureller Art bietet Italien ja nun wirklich mehr als genug - unser "Lebensabend" wird nicht ausreichen, um uns das gesamte Belpaese zu Gemüte zu führen.

Ja, und über mangelnden Besuch aus Deutschland können wir auch nicht klagen - im Gegenteil, möchte ich fast sagen, manchmal nimmt das nämlich leider überhand und wir mussten ab und zu schon mal die Notbremse ziehen. Da wird nämlich ganz gerne das Angenehme (Italien einen Besuch abstatten) mit dem Nützlichen (mal wieder Elvira und Don A. sehen) - oder auch umgekehrt, ganz wie man will - verbunden. Und dieser Besuch bleibt - weil sich das ja sonst nicht rentiert - nie nur ein oder zwei Tage. Erst kürzlich haben wir drei Verwandte meines Mannes zwei Wochen lang "betreut", d. h. vom Flughafen abgeholt, bekocht, herumgefahren etc. pp. Der nächste Besuch ist für Anfang Mai geplant, zwei Freunde für 8 Tage. Anfang Juni kommen dann weitere drei Verwandten für zwei Wochen und so geht das munter weiter bis September, außer Juli, da sind wir bislang noch frei (will einer kommen???)

Im italienischen Sprichwort "l'ospite è come il pesce, dopo tre giorni puzza" steckt ein großes Körnchen Wahrheit, das haben wir aber erst im Laufe der Jahre in Italien gelernt. Und damit das jetzt keiner missversteht, wir sind beide eigentlich sehr gesellig und haben oft und gerne Gäste zum Essen, durchaus auch größere Gesellschaften - aber es ist doch etwas völlig anderes, ob man Gäste für einen Abend oder ein WE bewirtet oder rund um die Uhr zwei Wochen lang oder gar noch länger. Ich kann also nur jedem Auswanderer - vor allem in von Deutschland aus leicht erreichbare Länder - dringend ans Herz legen, da von vorne herein einen Riegel vorzuschieben, denn das haben wir versäumt und nun fühlen wir uns leider manchmal wie ein Gratishotel...

Ist es bei Euch auch so extrem mit Besuchern? Oder sind nur wir so gutmütig oder bescheuert oder wie immer man das auch nennen mag?

LG
Elvira
Zuletzt geändert von maritimu am Mittwoch, 13.04.2011, 19:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von lanonna »

Nein, Elvira! So sieht es nicht nur bei dir aus! In den Jahren, in denen wir unser Häuschen hatten - 12 an der Zahl - verging kein Urlaub, in dem wir nicht auch noch Gäste hatten! Liebenswerte nette, aber auch sehr anstrengende, nach deren Abreise wir uns erst einmal erholen mussten!

Nun haben wir eine bezaubernde Wohnung - ohne Gästezimmer. Also eigentlich für uns allein. Dennoch werden wir im Sommer Gäste haben. Es gibt ja schließlich auch Schlafcouchen!!!!!

Das mit dem Riegel vorschieben, das habe ich wohl immer noch nicht kapiert! :zwinker:

Aber das ist es ja nicht allein. Da wir seit vielen Jahren pendeln, sind wir auch seit ebenso vielen Jahren Kurier. Das heißt, wir schleppen meist einen Koffer voller in Deutschland bestellter Sachen mit nach Italien. Und auf dem Rückweg ist der Koffer ebenso voll - vielleicht sogar noch voller!!!!

Wir haben das immer gern gemacht, wenn ich manchmal auch das Gefühl hatte, ausgenutzt zu werden. Aber wegen einiger "Schwarzer Schafe" haben wir nicht aufgegeben. Die Freude bei den lieben Freunden in D und I überwog stets.

Ich weiß, Elvira, dass du es auch so siehst. Von den "stinkenden Fischen" muss man sich halt trennen. Und ich freue mich, von dir zu hören!!!!

Sei herzlichst gegrüßt und grüße auch deinen wunderbaren Don von mir!

Lanonna :flag: :flag:
Freunde wirst du viele lieben, wie es Muscheln gibt am Meer,
doch die Schalen, die dort liegen, sind gewöhnlich alle leer.
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Neretino
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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von Neretino »

Seit Jahren habe ich das so gut wie abgestellt. Keine Gäste über Nacht (außer ich möchte das^^) und keine Geschenke hin oder her.

Ich habe jahrelang extra Kühltaschen tragen müssen voller Schokolade aus Deutschland. Eine nette, ältere Nachbarin meiner Mutter in Italien wollte Streichhölzer aus Deutschland, die wären besser. Andere fragten mich nach Solinger Messer, Reyno Zigaretten, Weißwürste, Kartoffeln, Bier, Hefeweizen, - also ich habe schon alles aus D. nach Italien mitnehmen müssen. Viele haben in Deutschland gearbeitet oder hatten Verwandte, die in D waren oder sind und erinnern sich deshalb gerne an solchen Sachen.

Die Krönung: Meine Tante musste ich über Jahren Fertigpulver-Soßen von Maggi mitnehmen!!!

Aber die Schokolade ist immer die Krönung gewesen und ich kenne keine italienische Person hier in D., die nicht Schokolade noch Italien mitbringt.
Ich habe das so gelöst: 2 Jahre lang habe ich die Kühltasche leer mitgenommen. In Italien bin ich den nächsten Laden gegangen und habe Milka, Lindt und Ritter Sport gekauft.

2 Jahre hat das NIEMAND gemerkt... Bis meine kleine Tochter, meiner Cousine bemerkte, dass alles auf italienisch auf den Verpackungen stand. Seitdem bringe ich keine Schokolade mehr. :D :D :D :D

Alles andere hat sich durch die Jahre einfach so gelegt... Hin und wieder fliege ich auch und da ist die Ausrede schnell gefunden: Ich nehme nur Handgepäck mit, oder ich darf nur XY Kg mitnehmen usw...

Beim Rückweg war es besonders lästig, als ich noch verheiratet war: Olivenöl, Oliven, Käse, Gewürze, Kräuter, Artischocken, Brot, selbstgemachte Salsa, Kaffeebohnen usw usw usw...
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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von Catherine »

ahahah klasse! :lol: Ich bring derzeit immer nur Einrichtung mit nach Italien, soviel Ryanair beim Gepaeck zulaesst. Und alles was ich hier in Italien vermisse, vor allen Dingen mein gewohntes Fruehstueck aus Muesli. Und zurueck nahm ich Kaese, Olivenoel und Seife mit ehe ich all diese Teile 1:1 in D in den Laeden fand 8)
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