Wenn es ums Auswandern geht...

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Lupogrigio
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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von Lupogrigio »

Ciao Catherine, ich kann Deine Bedenken verstehen, eine Garantie dafür, dass Du diesen Schritt vielleicht eines Tages doch bereust, kann Dir niemand geben. Machst Du diesen Schritt aber nicht, wirst Du es später fast sicher bereuen.
Selbst ein Umzug innerhalb Deutschlands kann einem ja fast einen Kulturschock bringen. Versetze einen Ur-Ostfriesen ins tiefste Bayern (oder umgekehrt), so wird er sich dort schwer tun mit dem Einleben.
Ich bin zwar noch nicht nach Italien ausgewandert, aber wenn ich mein Pensionsalter erreicht habe (in viereinhalb Jahren) bin ich weg aus Deutschland. Ich bin beruflich in einer ähnlichen Situation wie Du, allerdings muss ich noch durchhalten, damit mir meine Pensionsansprüche nicht flöten gehen, ich würde auch lieber heute als morgen aus dem aktiven Soldatendienst ausscheiden.
Wenn Du Angst hast, ob es wirklich hält und Du Dir ein Hintertürchen aufhalten willst, erkundige Dich doch einmal, wie lange Du Dich unter Wegfall der Bezüge beurlauben lassen kannst. Ich kenne einige aus meiner Dienststelle, die haben es für 3 Jahre geschafft. Zwei sind danach wieder in den Dienst zurückgekommen, aber deutlich mehr haben erst danach wirklich gekündigt. Das wäre doch dann eventuell eine Alternative, sprich Hintertür, für Deine Situation.
Geniesse jeden Tag als wäre er der letzte des Lebens.
StefanM.
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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von StefanM. »

Catherine,
ich kann Deine Bedenken nur zu gut verstehen! Ich bin mittlerweile verheiratet aber auch heute habe ich noch Tage an denen ich zweifle ob meine Entscheidung die richtige war (besonders an Feiertagen ohne meine Eltern, wenn ich/wir gerade von einem Besuch in D zurück etc.). Wirklich sicher kann man nie sein und frei von Zweifeln genausowenig.
Wichtig ist dass Du Dich nicht einigelst und offen auf die Leute zu gehst und versuchst das Beste aus der gegebenen Situation zu machen. Ich gebe Lupogrigio vollkommen recht - ob Du bereust gegangen zu sein weiss niemand, dass Du bereuen wirst nicht gegangen zu sein ist sicher.
Ich bin nicht bewusst Ausländern im Freundeskreis aus dem Weg gegangen, es hat sich halt bisher nicht ergeben - bei jedem ist die Situation anders und schlecht vergleichbar. Klar mir fehlt manchmal einfach der Plausch unter Freunden auf Deutsch an der Bar - aber schliesslich bin ich ja in Italien und man kann nicht alles haben.
Nach jedem Tag mit grauen Wolken und Regen (die sind total normal) kommt mit Sicherheit auch wieder ein Tag an dem die Sonne scheint - man muss nur abwarten können und darf die Hoffnung nicht verlieren.
Zuletzt geändert von StefanM. am Donnerstag, 21.04.2011, 16:38, insgesamt 1-mal geändert.
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lanonna
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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von lanonna »

Liebe Catherine,

ich kann den anderen Schreibern hier nur Recht geben. Niemand kann dir deine Erfahrungen vorwegnehmen und dich vielleicht warnen oder nett führen. Es ist immer eine Einzelentscheidung - und es ist egal, ab in D oder in I, ob für D oder für I.

Deine Kultur solltest du pflegen und die neue annehmen. Daraus kann eine wunderbare Mischung, aber auch Erkenntnisse für dich als Deutsche und für deine neuen italienischen Freunde entstehen.

Ich habe den endgültigen Schritt nicht gemacht und für mich entschieden, dass ich ihn nicht mehr machen möchte - obwohl ich in Apulien ein wunderbares Leben und einen seit Jahren gefestigten italienischen Freundeskreis habe. Aber ich habe auch in D einen tollen Freundeskreis und immer noch positive Aufgaben, die beide Länder zusammenbringen.

Mein Leben in D ist Multikulti geworden (ich lerne zurzeit ein paar Worte Russisch und Türkisch :D ) und ich genieße es.

Mein leben in Italien ist kunterbunt und intensiv - wie das Deutsche, eben nur ein bisschen anders. Auch in I habe ich noch viele Aufgaben zu erfüllen. Und ich habe nicht nur italienische Freunde.

Ganz wichtig ist die Warnung von Müüsli: Sei vorsichtig bei denen, die sich dir als "besonders gute Freunde" andienen!

Aber das muss man überall sein. Schwarze Schafe und Rückschläge, Zweifel und Ängste wird es immer und überall geben. Einen Garantieschein fürs Glück und ewiges Gelingen kanndir niemand geben - es hat ihn keiner.

Aber du bist nachdenklich genug und stehst mit beiden Füßen auf dem Boden, so dass du bestimmt den für dich richtigen Weg finden wirst.

Herzlichst

Lanonna :flag:
Freunde wirst du viele lieben, wie es Muscheln gibt am Meer,
doch die Schalen, die dort liegen, sind gewöhnlich alle leer.
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Catherine
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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von Catherine »

Danke fuer eure vielen Meldungen. Und Recht habt ihr! :zwinker: Gestern sass ich im noch nicht gemachten Garten in der warmen Fruehlingssonne mit einem guten Buch und einem Glas Wein (s. Foto) und hab diesen simplen Moment einfach genossen. Die Nachbarn stritten auf Italienisch, mein Mann schaute im Haus Fussball und ich wartete darauf dass wir noch einen caffé con Baileys in einer Bar nahmen und dann einkaufen gingen. Und war einfach nur entspannt, obwohl nichts Grossartiges geplant war. Und heute Morgen lief ich durchs sonnige Haus und oeffnete ein Fenster hoch ueber der Strasse, wo einige Leute zur Arbeit fuhren, und die Sonne waermte schon durchs Fenster hinein, und die Luft war so hell, dass man den Horizont am Meer nicht sehen konnte. Ich stand da einfach so herum bis mein Mann aufstand und fragte "Cosa fai?" und ich in dem Moment wusste, dass dieses voellig simple Glueck hier ist.
Habe mal gehoert, dass wenn man das Richtige tut, man nicht ausrastet vor Freude. Man ist einfach ruhig, weil einem nichts mehr fehlt, weil die grosse Luecke einfach geschlossen wird. Und so in der Art habe ich mich da am Fenster gefuehlt.
http://expatriateintuscany.blogspot.it/
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Oli_M
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Re: Wenn es ums Auswandern geht...

Beitrag von Oli_M »

Schön, wenn es hier um's Auswandern geht, dann bin ich hier richtig :zwinker:
Nur, wo fange ich jetzt an... vielleicht mal beim:"Warum Italien". Nun, die Antwort ist Denkbar einfach, weil ich mich dort "Zuhause" fühle. Das mag so manchem jetzt vielleicht etwas dünn als Auswanderungsgrund erscheinen, wird aber vielleicht verständlicher wenn ich mal ein wenig aus dem Nähkätschen plaudere.
Unser Auswandern begann schon vor langer Zeit, fast 8 Jahre ist das jetzt schon her. Zuerst mal nur Intern, von Bayern nach NRW. Nennen wir es mal "Auswandern light". Wir zogen von einer wirklich schönen Wohnung in der Augsburger Altstadt in unser neues Zuhause, ein schwimmendes Zuhause. Das ganz völig ohne Plan (andere würden es "ohne Sinn und Verstand" nennen). Von dort aus ging es für längere Zeit in die Niederlande, sozusagen als erster Testlauf was Auslandserfahrungen angeht. Der Erfolg dieses Versuches war nicht berauschend, aber wir konnten uns halten und ohne an die Ersparnisse zu gehen unser Leben bestreiten. Allerdings muß ich zugeben das unser Verhältnis zu den Niederländern sehr zwiespältig ist. Von den Niederlanden aus ging es dann wieder zurück nach NRW, nach Emmerich am Rhein. Alles wieder auf Anfang, Arbeit suchen, Beziehungen knüpfen, alles was dazu gehört. Es war nicht ganz so einfach wie zuvor in den NL, klappte dann aber auch und wir blieben dort für gute zwei Jahre. Von Emmerich aus gingen wir dann nach Emden. Und wieder die Uhr auf Null. Innerhalb einer Woche hatten wir beide Arbeit und lebten uns ein. Als Bayern unter Friesen :zwinker:
Aber Emden war bislang die schönste Zeit unserer Reise, aus dem "laß es uns mal in Emden versuchen" wurden 3 Jahre. Viele gute Freundschaften, voll integriert und um viele Erfahrungen reicher.
Aus familiären Gründen mußten wir dann leider schneller als geplant aus Emden weg, Silkes Vater verstarb im Frühjahr und wir hatten alle Hände voll zu tun, Wohnung ausräumen, renovieren, der ganze Papierkram und natürlich auch das mentale Verarbeiten.
Bis auf das Mentale ist nun soweit alles abgeschlossen und es ist an der Zeit wieder Pläne zu Schmieden, das Rad muß sich weiter Drehen.
Und so steht nun ein Kindheitstraum zur Verwirklichung an, Italien.
Wir werden unser schwimmendes Zuhause im nächsten Frühjahr nach Slowenien transportieren lassen und von dort aus nach Monfalcone gehen. Die Gegend haben wir gewählt da es dort ja viele Werften gibt, wir haben die letzten Jahre unser Geld mit Booten verdient und möchten versuchen auch weiterhin in der Art tätig zu sein. Wir haben ja auch beide einen Metallerberuf erlernt, zwar an Flugzeugen, aber so groß ist der Unterschied nicht. Mal sehen wie weit wir kommen... :zwinker:
Wie immer werden wir ganz unten Anfangen und dann abwarten wie sich die Sache entwickelt. Wir freuen uns schon sehr darauf und hoffen sehr das es uns gelingt in Italien Fuß zu fassen, wir würden gerne für immer dort bleiben.
Das ganze liest sich jetzt wohl ziemlich entspannt, aber wie will man diese Aufregung auch in Worte fassen. Wir leisten uns einfach den Versuch, wohl wissend das es nicht leicht werden wird...
Ups, das war jetzt viel Text, ich hoffe ich bin nicht zu weit vom Thema weg gekommen :oops:
Liebe Grüße von uns hier und eine gute Nacht, schon wieder so spät geworden :shock:
Oli
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