Ich habe deinen Bericht mit großem Amüsement gelesen, liebe Elvira!
Zuerst einmal: für besinnlich fand ich folgende Worte: meditativo und raccolto. Welches das deutsche Wort besinnlich in dem von dir gewünschten Sinn am ehesten trifft - ich weiß es nicht.
Ähnlich geht es mir mir gedämpft. Da bot sich mir eine Wortvielfalt, die mich staunen ließ: offuso - soffuso - velato - ovattato. Das letzte gefällt mir: wie durch Watte
Und la luce velata ist das gedämpfte Licht.
Büffets habe ich im Süden schon einige erlebt. Aber sie ähneln überhaupt nicht dene, die wir gewöhnt sind. Meist gab es sie da, wo zu wenige Sitzplätze vorhanden waren. Im allgemeinen gab es da auch mehr "Trockenfutter", Pizza in handlichen Stücken, ebenso Rustica oder andere Belebte oder gefüllte Teigwaren, Salami, Schinken, Käse, alles, was man auf handliche Spieße stecken kann und dann die üblichen dolci. Fleisch gab es immer in kleinen Stücken, aber keine pasta.
Meine bunten Büffets kamen meist sehr gut an. Allerdings habe ich mir auch immer Mühe gegeben, den Geschmack meiner Freunde zu treffen. Und doch sind einige dabei, die meine "Experimente" lieben. Eiersalat mit Mandarinen und Spargel ist bis heute für die einen schifo und für die anderen ein absolutes Muss, wenn ich nach Apulien komme.
Das Essen in den ristoranti ist natürlich geprägt von den unendlich Antipasti - bis zu 24 verschiedene haben wir erlebt. Danach reiche ich die Pasta meist rasch weiter oder erflehe Miniportionen. Zu einer zweiten Sorte lasse ich mich nicht überreden. Beim Fleisch habe ich es leichter. Ich esse nicht alles, also Schaf, Ziege, Kaninchen, Wild und Innereien rühre ich nicht an, und Fisch und Meeresgetier ist verboten wegen meiner Allergie. Beim Käse fallen Schaf und Ziege auch raus, also spare ich auch hier. Der Nachtisch birgt dann wieder Schwierigkeiten. Und bei der Crostata, die mir einfach zu trocken ist, egal welche, streike ich mit der Begründung: zuviel Zucker. So wurschtele ich mich durch und habe das Mitgefühl aller: poverina, sie kann nciht alles essen!
Privat werden Reste fein versorgt und in den nächsten beiden Tagen mit der Verwandtschaft und der Nachbarschaft geteilt. Wie viel davon an Wauzi und Mieze geht, das weiß ich nicht. Allerdings habe ich oft genug erlebt, dass übriggebliebenes Fleisch als Doggybag eingepackt wurde.
Was die italienische Küche in D angeht, so ist das eh nur eine eingemeindete, bei der die Speisekarten von Hamburg bis München austauschbar sind. Die italienische Vielfalt erleben wir meist auf der Fahrt durchs Stiefelland, weil jede Region anders kocht. Ja, Purismus wird groß geschrieben, frisch und vom eigenen Land und alla casalinga ist einfach unschlagbar.
Was hast du nur für Kochbücher, dass du die echten Leckereien nicht darin findest, Elvira? Die Zahl meiner Kochbücher verrate ich dir mal unter 4 Augen
. Ich habe gerade wieder neue in Sachen Rezension auf dem Tisch. Das ist richtig spannend. Hast du den alten Artusi? Ich habe in in Deutsch und in Italienisch.
Im Übrigen gehe ich in die Küchen der Ristoranti und zu den Köchen und Köchinnen und erbettele mir die Rezepte. Da kommen irre Sachen heraus, über die sich meine Freunde in D und meine Kochschüler freuen.
Wenn ihr wollte, stelle ich mal einen Menüplan von einer Fete in D ein.
Ich hoffe, es gibt noch mehr Geschichten!
Herzlichst
Lanonna