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Brücke nach Sizilien

Verfasst: Donnerstag, 03.02.2005, 11:09
von roberto
Nicht nur in Rom wird derzeit eines der größten Bauprojekte in Italien kontrovers diskutiert: die Brücke über den Stretto, über die Straße nach Messina, nach Sizilien also. Es soll die längste Hängebrücke der Welt werden, in einem Gebiet, das stark erdbebengefährdet ist. Die Meinungen zu diesem Vorhaben gehen weit auseinander. Die Mafia steht bereits in den Startlöchern, weil es um immense Beträge geht. Berlusconi möchte sich damit ein Denkmal schaffen.
Wird die Brücke, sollte sie je fertig werden, zum Segen oder zum Fluch für Süditalien und Sizilien?
Wie ist Eure Meinung?

Bild
Modellfoto über den Stretto (Minimal 3,5 km)

ciao
roberto

Verfasst: Dienstag, 19.04.2005, 16:23
von smart
Ich kann mir schwer vorstellen, dass das Projekt jemals umgesetzt wird. Sizilien hat daran kein Interesse. Die Mafia kassiert einen Großteil des Geldes, ist aber nicht daran interessiert, die Brücke zu bauen, da langfristig hunderte Arbeitsplätze ersetzt werden.

Meine Meinung: Solange es die Mafia gibt, gibt es keine Brücke. Was denkt ihr?

Verfasst: Dienstag, 19.04.2005, 17:49
von roberto
Ich denke, dass die Mafia erst am Bau der Brücke verdienen wird, nicht aber an der Planung. Sie wird die Beton- und Stahllieferungen usw. kontrollieren, daher denke ich, dass die Mafia den Brückenbau nicht verhindern wird, im Gegenteil.

Andererseits braucht Sizilien eine verbesserte Infrastruktur und einen "schnellen" Anschluss an das Festland. Das wird mehr Arbeitsplätze bringen, als die relativ wenig wegfallenden Fährverbindungen-Arbeitsplätze. Weiterhin wird Messina und Villa San Giovanni verkehrsmäßig und bzgl. der Umweltbelastung stark entlastet.

ciao
roberto

Verfasst: Dienstag, 19.04.2005, 23:08
von DiscoverRome
Dass Sizilien eine verbesserte Infrastruktur braucht, steht wohl außer Frage. Die Frage ist aber, ob es eine Brücke braucht. Auch die ändert nämlich nichts daran, dass Sizlien weiterhin am "Ar... der Welt" liegt, also weiterhin europäische Peripherie braucht.
Um die Peripherie an die Zentren anzubinden, hat man sich ja die Transeuropäischen Netze (TEN) einfallen lassen, deren deutlichstes Beispiel die Hochgeschwindigkeitsstrecken der Eisenbahnen sind, die überall realisiert werden. Es wurde aber in Studien nachgewiesen, dass die Anbindung der Peripherie ans Zentrum nicht der Peripherie zugute kommt (weil man aus dem Zentrum schneller in die Peripherie kommt), sondern umgekehrt: Der Abfluss aus der Peripherie zum Zentrum verstärkt sich, da einfacher.

Sprich: Sizilien wird weiterhin verlieren (Arbeitskräfte, Kapital....) und nicht profitieren. Eine "Isolierung" und Besinnung auf endogene Kräfte (wo liegt denn das Potential von Sizilien?!?) könnte viel mehr helfen als sinnlose Infrastrukturprojekte.
Also, sich selbst in den Allerwertesten treten, Ärmel hochkrempeln, Landwirtschaft und Landschaft aufwerten, vermarkten und Sizilien als Marke etablieren - und die Leute werden es toll finden, mit der Fähre nach Sizilien überzusetzen. Da Sizilien Sizilien sein wird, und nicht ein Anhänges Italiens.

Torsten

Ps: Wer sich für die Thematik interessiert (europäische Strukturpolitik), kann ja mal hier vorbeischauen: http://www.raumplanung.uni-dortmund.de/ ... .htm#ap177

Verfasst: Mittwoch, 20.04.2005, 07:24
von roberto
Um in Sizilien in großem Stil zu investieren, muss die Anbindung an das Festland besser geregelt sein.
Die Brücke wird mehr Investoren nach Sizilien bringen und auch den Touristenstrom über den Stretto verbessern.

Messina ist derzeit verkehrstechnisch gesehen, ein einziges Chaos. Die Brücke wird für Messina ein Segen sein und die derzeitigen Verkehrsströme durch die Stadt entzerren.

ciao
roberto

Re:

Verfasst: Sonntag, 19.04.2009, 02:38
von Neretino
roberto hat geschrieben:Um in Sizilien in großem Stil zu investieren, muss die Anbindung an das Festland besser geregelt sein.
Die Brücke wird mehr Investoren nach Sizilien bringen und auch den Touristenstrom über den Stretto verbessern.

Messina ist derzeit verkehrstechnisch gesehen, ein einziges Chaos. Die Brücke wird für Messina ein Segen sein und die derzeitigen Verkehrsströme durch die Stadt entzerren.

ciao
roberto
Gott sei Dank. Genau so ist es! Mal davon abgesehen, dass schon die Brücke selbst Millionen von Touristen anlocken würde. Der Bau der Brücke würde Jaaahre dauern, das sind alles Arbeitsplätze. Die paar Fähren können anders eingesetzt werden. Sizilien würde verbunden werden und die Infrastruktur würde sich weiter verbinden. Stellt euch mal Kampanien als Insel vor, oder Apulien oder Kalabrien^^ Da sieht es ja schon als Festland schlecht aus.

Und zum Erdbebengebiet: Was wird im kompletten asiatischen Gebiet gemacht? Die höchsten Gebäude der Welt liegen in Erdbebengebiete. Architekten und Statiker haben auch etwas gelernt ^^

Re: Brücke nach Sizilien

Verfasst: Sonntag, 19.04.2009, 11:21
von BO
Zu diesem Thema bin ich hin und her gerissen. Die positiven Seiten hat Neretino ja schon ausführlich beschrieben. Die negativen sind einige Bedenken der Umweltschützer, aber auch das Problem dell'infiltrazione mafiosa wurde angesprochen, sowie der Sinn des ganzen Projekte (Beispiel Eurotunnel) und natürlich auch der große finanzielle Aufwand, der zur Verbesserung anderer Infrastrukturen verwendet werden könnte, usw. usw.

Wir werden sehen!

Saluti
BO