Erdbeben erschüttert Italien

[angie]

[BO]

Für den morgigen Karfreitag wurde in Italien ein nationaler Trauertag ausgerufen für die 281 Todesopfer des Erdbebens.

[Done]

Was habe ich gestern angestellt, nochmal?

Irgendwie haben wir uns wohl missverstanden ...

für Schmiedeeisen und Mercedes-E-Klasse war genug Geld da, aber nicht für den Statiker; und auf Kollektivebene nicht für ein sicheres HQ und der Förderung des Bewusstseins ob der Gefahr in der Bevölkerung...

... denn genau das meine ich damit, wenn ich kritisiere, daß die vorhandenen Möglichkeiten nicht genutzt werden, aus Gründen wie Geiz oder Faulheit - also sehr fragwürdigen Motiven

Done

[BO]

Done, du hast Gier vergessen.

[Todd]

Natürlich können die meisten, von Kindern über Rentner bis zu den Tieren, nichts dafür, dass sie in Aquila und Umgebung wohnen bzw. wohnten,

aber irgendwie wollte ich persönlich nicht wieder in das Haus einziehen, dessen Decke mich und die meinen zu erschlagen drohte.

Ich kann Berlusconi dahingehend schon verstehen, dass es eigentlich aus dem Instinkt heraus eine völlig beknackte Idee ist, Städte in den gefährdetsten Gebieten Europas zu bauen (und die Provinz Aquila gehört dazu) und sich auch noch zu erdreisten, für die verlorengegangenen Kulturgüter die Allgemeinheit zur Kasse zu bitten, s. hier:

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,618479,00.html
(die Frau spinnt: bemüht Bernhard von Chartres für öffentliche Finanzierung ihres Privathobbys, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es genau die alten (und neueren) Gemäuer sind, die die Menschen erschlagen haben)

Allerdings muss man dabei auch berücksichtigen, dass es auch nicht billig bzw. nicht praktikabel ist, eine Stadt am Meer einfach aus dem Boden zu stampfen.

Interessant wäre es an der Stelle, aus der Vergangenheit zu lernen, falls man das kann:

Es gab nach 1908 auch Stimmen, die Messina und Reggio aufgeben wollten, und vielfach wurde dann der beschlossene Wiederaufbau dadurch jahrzehntelang behindert, indem man den Städten den Rang, den sie vor 1908 hatten, nicht bereit war wiederzugeben (spontan fällt mir zu Messina die Universität ein, die erst unter grossen Schwierigkeiten wiedereröffnen konnte, zu Reggio die unselige Regionshauptstadtfrage), und die die Städte all in all teuer zu stehen kam.

Eine Neugründung an anderer Stelle kam wohl aus ökonomischen geo-strategischen Gesichtspunkten nicht in Frage; und, anders als jetzt in Aquila und Umgebung, waren damals die Hälfte der Einwohner oder mehr tot.
Die baulichen Schwierigkeiten wurden relativ gut gelöst, Vorschriften usw. wurden bis mind. in den 60ern eingehalten, und beide Städte sind heute vergleichsweise gut gegen Beben gewappnet. An den Folgen tragen sie aber eigentlich bis heute.

Wenn man also für den Wiederaufbau Aquilas entscheidet (ich persönlich wollte dort noch nicht einmal auf der Durchreise übernachten wollen, niemals und nie in der Zukunft), dann sollte man aber auch alles in den Möglichkeiten stehende dafür tun, dass sich der Ort nicht zu einem Armenhaus entwickelt. Da kann u.U. einiges an Mitteln erforderlich sein.


LG

[Anubis]

Hallo,


so traurig und schlimm es ist, ich dachte es geht eigentlich nicht schlimmer... aber es geht doch.
La Gazzetta del mezzogiorno vom 9.4.2009:

"Berlusconi: useremo il pugno duro contro gli sciacalli

Sará un nuovo reato punito con pene severe.

Dopo le scosse gli sciacalli che, come informa la Protezione civile 'arrivano da tutti Italia'. È la nuova paura legata al terremoto che ha colpito l'Abruzzo e contro la quale lo stesso presidente del Consiglio, Silvio Berlusconi ha annunciato il pugno di ferro: forze di polizia e anche l'esercito contro chi ruba nelle case abbandonate in fretta e furia dai terremotati. E addirettura la prospettiva dell 'introduzione nel codice penale del reato di sciacallaggio..."

Es ist kaum zu glauben, nicht nur, dass die Häuser zerstört sind, es kommen die Aasgeier, um auch noch das letzte zu rauben.


Grüße aus Mola


Winni

[Todd]

"Capire una mazza" ist wahrscheinlich abgeleitet vom komplett unfähigen General Francesco Mazza di blabla irgendein Kaff bei Tortona,

der der eingesetzte Kommandeur Messinas, zu letzteren Pech, war (und das war einer der Gründe, warum es Messina 1908 härter traf als Reggio, wo 2 Generäle, Mazzitelli und Tarditi, tätig waren).

Und zwar war eines der Hauptanliegen Mazzas,

nicht etwa weiter nach Verschütteten zu suchen und Hilfe von aussen zu organisieren und den Bedürftigen zukommen zu lassen,

sondern (abgesehen von der generellen Unentschlossenheit, ob denn nun die Ueberlebenden evakuieren oder doch lieber alles blockieren, damit die 3 Kriminellen bzw. überlebenden Wehrpflichtigen - wobei die Kasernen mit am schlimmsten getroffen waren - nicht türmen konnten) die christliche Ordnung aufrechtzuerhalten, und die ach so gefürchteten Phänomene des verdammenswerten Sciacallaggios zu verhindern (damit auch ja die bestehende Gesellschaftsordnung auch nicht nur für einen Moment angetastet würde),

was dazu geführt hat, dass nur durch Zufall auch 4 Wochen nach dem Beben (und das war dann im Januar; soviel zu: "Wir stellen die Bergungsarbeiten erst einmal ein hier, nach 3 Tagen") Verschüttete lebend geborgen werden konnten, Hilfe nur unentschlossen (denn sie könnte ja in falsche sprich kriminelle oder arme Hände gelangen) und unkoordiniert ankam, und weiter munter Menschen starben, während man sich ausserhalb des Strettos über die Gesetzeslosigkeit und die Verdarbtheit der Einwohner dort empörte.

Von daher: Natürlich gibt's Kriminalität, Unrecht, Versickern von Fonds usw.

Aber was soll das heissen? Dass man besser auf Hilfen verzichten sollte, da sie eh nur missbraucht werden? Dass man den Rechtsstaat abbrechen sollte, da er dem römischen Sumpf Tür und Tor öffnet? Die Wirtschaft abschaffen, weil sich die Mafia an ihr bereichert, was uns nicht passt?

Komische Denke.... ähnlich wie die, dass NonProfits ihre Mitglieder nicht bezahlen sollten bzw. keine Spendengelder für PR verwenden sollten.... ohne welche es sie gar nicht gäbe....


LG