Baarìa - La Porta del Vento

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gise
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Re: Baarìa - La Porta del Vento

Beitrag von gise »

Danke, Dir auch!!!!

Und viel Glück beim suchen!!!

Liebe Grüße
Gise
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Ondina
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Re: Baarìa - La Porta del Vento

Beitrag von Ondina »

Habe nun gestern Abend Baarìa gesehen. Ein Epos! 150 min!!! rauschen Bilder, Lebensgeschichten, Hoffnungen, Tragödien an einem vorbei.

Eigentlich ein für Tornatore etwas ungewöhnlicher Film. Er nimmt sich sonst viel Zeit für die Momente des Innehaltens und die leisen Stimmungen. Hier sind die zweieinhalb Stunden so vollgepackt, dass man sich manchmal vorkommt als würde die Zeit an einem vorbei rasen und man möchte einige Szenen festhalten.

Es ist die Geschichte des kleinen Peppino und beginnt in den 30-Jahren. Er erträgt keine Ungerechtigkeit und will etwas ändern. Sein Vater ist ein armer Schafhirte und das wird auch sein Weg sein, aber daneben wird er Kommunist. Er setzt sich für Ideale ein, die sich manchmal als trügerisch erweisen, oft scheitert er an den verkrusteten Mafiastrukturen und selten wird es ihm gedankt. Er bürdet seiner Familie einiges auf, er ist arbeitslos und oft in Gefahr und in späteren Jahren und durch die sich ändernden Zeiten werfen sich immer wieder Fragen nach dem Sinn und Unsinn seines Lebenswegs auf. Trotzdem bleibt er unbeirrt, wenn auch nicht mehr so euphorisch.

Baarìa ist Bagheria und das ist Tornatores Geburts- und Heimatort. Er hat seine eigene Familiengeschichte in den Film einfließen lassen, wobei er dann Peppinos Sohn wäre.
Er hat (was typisch für Tornatore ist) gut beobachtet. Der Film ist voller authentischer Szenen des Lebens in Bagheria. Man sieht wie sich der Ort und die Menschen verändern. Die sizilianische Lebensfreude, ihr Schwermut und Fatalismus bestimmen die Bilder. Imposant sind auch die widersprüchlichen Pole: tiefer Glauben, lebensbestimmender Aberglauben und Peppinos realistisch-logische Weltsicht, das prallt manchmal witzig aufeinander. Der Film ist voller symbolischer Szenen für die ich mir manchmal mehr Zeit gewünscht hätte, aber auch so geben sie viel von der sizilianischen Seele wieder: zerbrochene Eier bedeuten, dass ein Kind tot geboren wird und schwarze Schlangen kündigen den Tod eines nahen Menschen an.

Am Ende erwacht der kleine zerlumpte Peppino in der Ecke des Klassenraums, wo er geschlafen hatte, als er zur Strafe dort stand und findet sich ganz allein, alle sind weg. Er will nach Hause gehen und kommt im heutigen Bagheria an, umgeben von hupenden Autos, bunt-glitzernden Straßen und fremden Menschen. Er weiß nicht, ob er er gerade träumt oder ob er die ganze Zeit vorher geträumt hat...
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lanonna
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Re: Baarìa - La Porta del Vento

Beitrag von lanonna »

Ich freue mich auf den Film - und nun erst recht.

Wir haben zwei Eintrittskarten vom Verleiher bekommen. Das finde ich riesig!

Danke für die Beschreibung, die mich nun richtig drängt, nach Köln zu fahren!

Lanonna
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Lory
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Re: Baarìa - La Porta del Vento

Beitrag von Lory »

Ondina, danke für die ausführliche Beschreibung und Inhaltsangabe!
Ich hatte auch das Vergnügen, ihm mir am Wochenende anzuschauen.
Der Film in Überlänge war einerseits gigantisch in seiner Länge, in seinen berauschenden Farben und Bildern, in der Darstellung der italienischen Seele im armen Sizilien, anderseits fast zu kurz um über 30-Jahre Geschichte in 150 Minuten einzupacken.
Irgendwie hat der Film bei mir einen "opernhaften" Eindruck hinterlassen. Er war eher eine Film-Oper, die Handlung war die Dokumentation der Zeitreise von den 30ern bis zu den 60ern. Im Kinoprogramm unserer Zeitung wurde der Film als "ital. Komödie" eingeordnet. Natürlich gab's lustige Szenen, aber über allem lag immer der Schatten der Armut und der Mafia. Für mich war das keineswegs eine Komödie.
Der Film war vollgepackt mit vielen Details (tolle alte Autos, eine Lambretta aus den 30ern, traumhafte Landschaften, knorzige Olivenbäume, Leidenschaften, Schwermut und und und), aber irgendwas hat gefehlt, doch ich weiß nicht was......
Bin gespannt, wie der Film auf andere wirkt......

Grüße, Lory
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Ondina
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Re: Baarìa - La Porta del Vento

Beitrag von Ondina »

Lory, vielleicht ist genau das der Punkt.
Eine Fülle, ein Stoff, das hätte für 3 Filme gereicht.
Und das hat auch mein Gefühl ausgemacht, Augenblicke festhalten zu wollen und nicht nur kurz anzureißen, zu rasen durch die Geschichte und die Geschichten. Da bleibt einfach eine gewisse Unzufriedenheit, weil man sich auf vieles nicht richtig einlassen konnte.
Er zeigt alles sehr detailliert, sehr respektvoll und das braucht einfach Raum. Der kam definitiv zu kurz.

Und eine Komödie ist das wahrlich nicht, obwohl ich auch viel gelacht habe. Aber über diese Einteilungen habe ich mich schon oft gewundert und geärgert. Wie oberflächlich!

saluti Ondina
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gise
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Re: Baarìa - La Porta del Vento

Beitrag von gise »

Danke Ihr beiden, das Ihr eure Eindrücke hier geschildert habt...diese Woche komme ich leider nicht dazu ins Kino zu gehen, aber ich will nächste Woche gehen!!! Nun bin ich ja vorbereitet, was mich in etwa erwartet!!!

Liebe Grüße
Gise
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lanonna
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Re: Baarìa - La Porta del Vento

Beitrag von lanonna »

So weit ich aus dem Internet ersehen konnte, läuft der Film in Köln in zwei Kinos bis zum 12.5.

Ich hatte gehofft, dass er auch nach Lev. kommt, aber.... Na gut, dann werden wir uns auf die Reise machen müssen, morgen oder übermorgen...

Lanonna
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