Liebe Lory, es ist immer schwierig, wenn man mit Italienern spricht, die in Deutschland gelebt haben und die Rückkehr nicht mehr auf die Reihe kriegen. Es ist genauso schwierig, wenn man mit Leuten spricht, die ihre Urlaubssehnsüchte ins wirkliche Leben übertragen wollen. Und es wird noch schwieriger, wenn man Vorurteile und scheinbar angelesene und "ehrliche" odr "Tatsächliche" Wahrheiten anderer, die stets einem ganz persönlichen Erlebnis unterliegen, aneinanderreiht.
Glaubst du wirklich, dass aus so schiefen Bildern das heutige moderne Italien entsteht, über das wir eben aufgrund dieser Überlegungen urteilen dürfen?
Wenn du jemanden fragst, der im Norden Italiens lebt, so wird er dir seine persönlichen Erlebnisse schildern, die völlig anders sind als z.B. die meinen, die ich aus dem Süden des Stiefels mitbringe.
Und so unterschiedlich sind auch die berichte der sogenannten Rückkehrer.
Es lohnt nicht, ironisch zu werden. Aber die Situation in D ist gar nicht so viel anders als in I. Wir haben uns in vielem sehr angenähert. Was Arbeitslosigkeit, Wohnungsmisere oder Gesundheitswesen angeht, mit Sicherheit. Korruption und Verbrechen gibt es hier wie da.
Lory, erzähle bitte nicht von den Erfahrungen dritter, sie werden immer in der ein oder anderen Weise verbrämt sein - nicht aus böser Absicht. Es ist wie das alte Kinderspiel "Stille Post".
Wenn wir alle von unseren ganz persönlichen Erlebnissen - aus Urlaubszeit und Alltagserleben - erzählen, entsteht vielleicht ein besseres und verständlicheres Bild von unserem Herzensland, unserer Heimat II.
Und dabei sollten wir nie vergessen, dass D, unsere Heimat I, wunderschön ist, nicht ausschließlich aus Bayern, Weißwurst, Krauti und Bier besteht, dass es andere schöne Städte gibt außer München, dass wir zwei Meere und herrliche Flüsse haben, und dass D dennoch nicht das Land ist, wo Milch und Honig fließt. Ach ja, auch die Italiener haben so ihre Vorurteile
Die Lebensqualität mache ich hier wie da an meinen ganz persönlichen Vorlieben und Erfahrungen fest.
Lanonna
