Der ganz normale Wahnsinn eines italienischen Arbeitstages:
7.ooh: Beim Zeitungholen beginnt der giornalaio ein Gespraech ueber die wirtschaftliche und soziale Sicherheit in Oe. Offensichtlich hat er Angst um seine Ersparnisse und will seine italienischen Titel umtauschen in Oe. Aktien und Anleihen. Im August faehrt er auf jeden Fall ein paar Tage nach Oe. um sich vor Ort besser zu informieren.
9.ooh: Im Gespraech mit einem Kunden, der seine schoene grosse Wohnung in einem der besten Viertel der Stadt verkaufen muss, weil er seine KInder, die studiert haben und nichts als schlechtbezahlte befristete Arbeitsvertraege ergattern, "sistemare" muss und ihnen eine Bleibe verschaffen muss. Bei 600€ Pension, nach 40 Jahren Einzahlen, und einem nicht enden wollenden (4 jahre in erster Instanz) Prozess mit ungewissen Ausgang, den ihm ein nationaler Konzern als selbstaendigen Handwerker eingebrockt hat, bleibt ihm nichts anderes uebrig als seine Ersparnisse heranzuziehen, seine grosse teure Wohnung zu verkaufen und daraus 2 bzw. 3 kleinere billigere Wohnungen zu machen. Was dieses Ehepaar ueber ueber unsere Politiker gesagt hat, moechte ich hier nicht erzaehlen.
11.00h: Beim Tanken faengt der Tankwart an, ueber die schlechte wirtschaftliche Situation der Tankstellenpaechter zu schimpfen. Am liebsten wuerde er samt Familie nach Oe. oder D., wo er seine Jugend verbracht hat, auswandern, waere da nicht sein 16 jaehriger Sohn, der ausgesprochen erfolgreich die Schule besucht, haette er es auch schon laengst getan.
12.00h: Beim einem Lieferanten: Der capo reparto gibt mir tanti auguri (darf ich das hier erwaehnen, oder wird abgetrennt weil off topic???) und erzaehlt mir, dass er im August nach Oe. faehrt zur Physiotherapie und Kontrolle, nachdem er sich voriges Jahr in Oe. operieren hat lassen (privat gezahlt und von der mutua nur einen kleinsten Teil refundiert). Danach bleibt er noch zwei Wochen in seiner Wohnung in Oe., wo er dann auch definitiv hinziehen will, sobald er in Pension geht.
14.00h: Ich entdecke ein Plakat, das informiert, dass Aiazzone wieder eroeffnet. Das nachdem Kunden und Angestellte mit Gewalt in diversen Geschaeften in die vom Liquidator verplombten Raeumen eingedrungen sind um sich wenigsten einen Teil ihrer Gehaelter bzw. ihrer Anzahlungen zurueckzuholen.
17.ooh:Aus der Buchhaltung hoere ich, dass ein Lieferant, schweineteuer aber gut, mehrere Riba doppelt ausgestellt hat. Ein eindeutiges Zeichen fuer Zahlungsschwierigkeiten, Basilea due wird auch ihn schaffen.
18.ooh: Im Regionalteil der Tageszeitung lese ich einen Artikel: Die Mercedesniederlassung will den Ausgleich schaffen, der Konkurs scheint abgewendet, 40 Arbeitsplaetze sind zunaechst einmal gesichert.
20.00h: Beim kurzen Spaziergang im Park sehen wir an die 30 Pakistani Cricket spielen, 10Jungs spielen Fussball, ein kleiner Chinese ist wohl der beste unter den aus mindestens 6 Nationen stammenden Spielern, Italiener ist keiner dabei. Unter den anderen gezaehlten 50 Leuten sind Gott sei Dank noch ein italienisches Pensionistenpaar, mit dem wir ein paar Worte wechseln.
21.00h: rainews: Die Jugendarbeitslosigkeit ist wieder gestiegen, im Sueden liegt sie schon ueber 60%.
Und dann erzaehlt todd, dass:
Viel wichtiger - und da läuft der Hase - ist allerdings die Kooperation und Koordination innerhalb der europ. und internationaler Finanzorgs.
Wenn das deine Sorgen sind, dann sehne ich einen internationalen Finanzcrack herbei, der den Leuten, die von Provisionen fuer Finanzgeschaefte leben, endlich den Boden unter den Fuessen entzieht und sie (siehe Lehmann Brothers) in die Arbeitslosigkeit entlaesst.