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Re: Italien brennt
Verfasst: Mittwoch, 18.08.2010, 11:18
von lanonna
Und was ist, wenn die Leute keine Versicherung hatte und ihnen das Geld fehlt?? Hast du mit den Leuten mal geredet?
Nach dem Brand in meiner geliebten üineta habe ich mit einigen Leuten gesprochen.
Es gab sie alle, die Profiteure, die Spekulanten, aber auch die, denen der Brand gar nichts gebracht und alles genommen hat, Deren Grundstück sieht ähnklich aus, immer noch wie nach dem Brand. Und da die Arbeitssituation hier unten nicht rosig ist, kommen sie auch so schnell nicht aus dem Desaster heraus.
Die Profiteure ahben sich berappelt, einen tollen Laden unmd ein B&B auf ihren Grundstücken errichtet, wo vorher nur ein Miniladen und eine Bar unter einem Zelt war.
Die Grundstücksspekulanten warten immer noch -seit 1999. Die schönste Küste der Provinz TA ist immer noch Brachland versteckt hinter dem berüchtigten Bretterzaun.
Lanonna

Re: Italien brennt
Verfasst: Donnerstag, 19.08.2010, 20:57
von anse
Das Flämmen von Stoppelfeldern, das Abbrennen von Gras und Gestrüpp in der Zeit zwischen MaI und Ende September ist seit Jahren verboten, steht unter Strafe. Nur passiert da nichts, selbst wenn die Täter bekannt sind, erwischt wurden. Bei Umweltstraftaten fehlt vielfach das Bewusstsein auf allen Seiten: bei den Tätern, den Ermittlern, der Justiz, den Mitwissern, den Zuschauern ("das war immer so, das wächst wieder, das gehört dem Staat .... ").
Re: Italien brennt
Verfasst: Donnerstag, 19.08.2010, 21:34
von Ondina
Gibt es da einen Unterschied zu Deutschland?
Oder ist das immer das gleiche, wenn man im Heimatland ist und diese "Traditionen" fortführt?
Ich kenne das hier auch.
saluti Ondina
Re: Italien brennt
Verfasst: Freitag, 20.08.2010, 13:35
von gise
Ob es einen Unterschied gibt....

Weiß ich nicht, ich kenn die Motive nicht, wieso das in deiner Gegend so gemacht wird....
@Anse, solange sich das bewusstsein nicht ändert, wird sich leider nichts ändern...egal aus welchem Motiv das abflammen geschieht. Das Problem ist nur der Umweltfaktor....die Natur wird sich dafür irgendwann rächen.
Liebe Grüße
Gise
Re: Italien brennt
Verfasst: Freitag, 20.08.2010, 18:55
von anse
Einsicht und Lernfähigkeit sind leider allzu begrenzt. Stattdessen tönt nach jeder Umweltkatastrophe (Hochwasser, Erdrutsche, Dürre und Brände) der Schrei nach den "nostri politici, amministratori" usw.
Die sind in Sachen Umwelt oftmals nicht besonders aktiv, sind eben der normale italienische Durchschnitt, aber Wunder können sie auch nicht tun, so lange die Bürger alles nur erdenkliche tun, um ihre Lebensräume verwüstend zu gestalten: Bauen an Steilhängen, Verfall von Stützmauern und Terrassierungen, Abholzen und Abbrennen von Wäldern, Baumkulturen, Strauchmacchia, Schaffen von Schneisen durch den Straßenbau, wo Erdrutsche einfach kommen müssen, und schließlich und endlich unendliche Wogen von Beton über die Landschaft, wo das Wasser nicht mehr seinen natürlichen Wege in die Erde nehmen kann, sondern über der Erde zum Sturzbach wird.
Umweltengagierte Italiener, wenigstens im Süden, werden von ihren Mitbürgern meist so betrachtet wie die Ökos in Deutschland vor 30,40 Jahren, denen man die Rückkehr in die Steinzeit unterstellte.
anse
Re: Italien brennt
Verfasst: Freitag, 20.08.2010, 19:30
von gise
Das liegt auch daran, das einfach viel zu wenig Aufklärung im Bereich von Naturschutz geschieht - das war es hier ja auch vor 30 - 40 Jahren....mittlerweile hat sich das hier Grundlegend geändert, eben weil in diesem Bereich viel gemacht worden ist. Und genau das gleiche muß eben auch in I geschehen. Bevor dieses versäumt wird, wird es leider weiter so gehen...
Liebe Grüße
Gise
Re: Italien brennt
Verfasst: Samstag, 21.08.2010, 20:27
von anse
Es hat auch mit Aufklärung zu tun, aber da leisten Schulen, Forestali, Umweltbewegung, Einzelpersonen, Nationalparks (immerhin 5 Prozent der Landesfläche, mehr als in jedem anderen europäischen Land!) jede Menge.
In den letzten 20 Jahren hat es viel, viel mehr in Italien gebrannt als jemals zuvor. Denn vor 30, 40 und mehr Jahren waren Felder, Baumkulturen, Wälder und selbst das Ödland in den Bergen wertvolle Grundlage für die wirtschjhaftliche Existenz . Italien war damals bis auf wenige Industriegebiete Agrarland.
Und dann kam ein Schnitt: Auswanderung ins industrialisierte Norditalien und Europa, Landflucht und gleichzeitig die Entdeckung der Küstenregionen Mittel- und Süditaliens als Ferienregion.
Das Problem bis heute sind dort weniger Campingplätze, Hotels und Feriendörfer (manche schon!), sonder der Landschaftsfraß durch Privathäuser, die weitaus mehr Fläche gefressen haben. Die Verwandlung von unfruchtbaren Dünen und Küstenhängen in Bauland, die Bauwut dort haben Arbeit und Geld in frühere Armutsregionen gebracht und bringen es noch.
Ich möchte hier nicht Lobeslieder auf die guten alten Zeiten singen. Elend, Schwerstarbeit zu Hungerlöhnen, dien Herrschaft weniger Familien über ganze Landstriche waren damals Alltag.
Nur die jetzige Zerstörung von Natur und Landschaft durch Brandrodung (und nebenbei dank der Bauwut auch von Dörfern und Städten) ist kein Konzept für die Zukunft. Irgendwann sind diese Landstriche so häßlich und so sehr aus ihrem sozialen und ökologischen Gleichgewicht gebracht, dass dorthin niemand mehr hinfahren und bleiben möchte.