Heute: Auf dem Polizeirevier
Ich habe mich ein Jahr davor gedrückt, überhaupt die Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen. Schließlich brauchte ich sie bisher nicht - weder für die Einschreibung an der Uni, noch zur Eröffnung eines Kontos. Ich bin ja nicht einmal hier angemeldet... Aber es reichte immer ein einfaches "ja" auf die Frage, ob ich es sei.
Für Florenz habe ich jetzt exakt fünf Male zur Questura, zum Polizeirevier gemusst. Am ersten Tag war schon geschlossen (Öffnungszeiten täglich von 9-12 Uhr, außer Freitags, da ist ganz geschlossen), beim zweiten Versuch war es zu voll, beim dritten habe ich drei Stunden darauf gewartet, meine Unterlagen abzugeben. Es war brütend heiß. Klimaanlage? Na klar! Aber hinter der Sportello-Scheibe... Der Raum war brechend voll und jeder, der nicht gerade Europäer war, wartete noch länger als ich und wurde auch - sagen wir "anders" behandelt. Generell wird einem sofort das einseitige "Du" angeboten und ich habe Sätze wie "Niente lavoro e niente università? Niente Italia! Puoi stare qui mezz' anno, poi torni in China!" aufgeschnappt.
Nummern ziehen? Fehlanzeige! Habe mich dann erst ein Stündchen am Schalter "Europa" angestellt. Vor mir ein Franzose, der kein Italienisch konnte, es mit Englisch versuchte. Die Dame hinter schusssicherem Glas: total unfreundlich. Bis sie dann bemerkte, dass der Pass, den sie da in den Händen hielt, ja aus Frankreich kam! Und schon kramte sie ihre Französich-Kenntnisse raus und wurde freundlich. Was mir leider nicht viel brachte. Es gab da nämlich noch den Schalter für Studenten. Also geschickt vorgedrängelt, Antrag ausgefüllt und Sachen abgegeben.
Gestern wollte ich sie abholen. Gut, dass natürlich nichts bearbeitet war und meine Akte aus dem riesigen Packen gefischt werden musste, der immerhin alphabetisch nach Anfangsbuchstabe (!) geordnet war. Dann merkte der nette Polizist, dass mein Gutscheinheft der ASL vor fünf Tagen abgelaufen ist. Das konnte seine Kollegin natürlich nicht wissen - ich habe die Brocken dort ja vor den Sommerferien abgeliefert, da war ja noch alles gültig. Heute bin ich also nochmal hin. Es war halb elf, da wird eigentlich gerade der Haupteingang geschlossen. In einer halben Stunde ist ja Feierabend. Aber ich habe den netten Herrn in Uniform gesagt, ich hätte nur kurz eine Kopie machen müssen, wäre aber schon drin gewesen. Und drin war ich. Dann habe ich die Europäische Krankenversichertenkarte (schön wär's: Natürlich nur das Ersatzformular) nachgereicht - die hatte ich zum Glück mit unbeschränkter Gültigkeit (bitte nicht fragen, wie ich da dran gekommen bin). Und habe drei Stunden gewartet, bis meine Akte widerum aus dem riesigen Packen gefischt (lag diesmal ganz unten) und alles bearbeitet wurde. Herrlich! In der Zwischenzeit lief im Wartesaal ein kleiner, japanischer Junge mit einer selbst aus Papier gefaltenen Pistole herum, und schoss auf die Wartenden. Tageslicht gibt es dort keins, defekte Neonröhren flackerten abwechselnd. Nach drei Stunden forderte eine Slawin ihren Sohn zum Tennisspielen auf, ein Papierknäul wurde quer durch den Nebenraum getitscht.
Jetzt habe ich den Wisch aber - gültig erst einmal für ein Jahr. Auf ein Neues!