Natürlich können die meisten, von Kindern über Rentner bis zu den Tieren, nichts dafür, dass sie in Aquila und Umgebung wohnen bzw. wohnten,
aber irgendwie wollte ich persönlich nicht wieder in das Haus einziehen, dessen Decke mich und die meinen zu erschlagen drohte.
Ich kann Berlusconi dahingehend schon verstehen, dass es eigentlich aus dem Instinkt heraus eine völlig beknackte Idee ist, Städte in den gefährdetsten Gebieten Europas zu bauen (und die Provinz Aquila gehört dazu) und sich auch noch zu erdreisten, für die verlorengegangenen Kulturgüter die Allgemeinheit zur Kasse zu bitten, s. hier:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,618479,00.html
(die Frau spinnt: bemüht Bernhard von Chartres für öffentliche Finanzierung ihres Privathobbys, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es genau die alten (und neueren) Gemäuer sind, die die Menschen erschlagen haben)
Allerdings muss man dabei auch berücksichtigen, dass es auch nicht billig bzw. nicht praktikabel ist, eine Stadt am Meer einfach aus dem Boden zu stampfen.
Interessant wäre es an der Stelle, aus der Vergangenheit zu lernen, falls man das kann:
Es gab nach 1908 auch Stimmen, die Messina und Reggio aufgeben wollten, und vielfach wurde dann der beschlossene Wiederaufbau dadurch jahrzehntelang behindert, indem man den Städten den Rang, den sie vor 1908 hatten, nicht bereit war wiederzugeben (spontan fällt mir zu Messina die Universität ein, die erst unter grossen Schwierigkeiten wiedereröffnen konnte, zu Reggio die unselige Regionshauptstadtfrage), und die die Städte all in all teuer zu stehen kam.
Eine Neugründung an anderer Stelle kam wohl aus ökonomischen geo-strategischen Gesichtspunkten nicht in Frage; und, anders als jetzt in Aquila und Umgebung, waren damals die Hälfte der Einwohner oder mehr tot.
Die baulichen Schwierigkeiten wurden relativ gut gelöst, Vorschriften usw. wurden bis mind. in den 60ern eingehalten, und beide Städte sind heute vergleichsweise gut gegen Beben gewappnet. An den Folgen tragen sie aber eigentlich bis heute.
Wenn man also für den Wiederaufbau Aquilas entscheidet (ich persönlich wollte dort noch nicht einmal auf der Durchreise übernachten wollen, niemals und nie in der Zukunft), dann sollte man aber auch alles in den Möglichkeiten stehende dafür tun, dass sich der Ort nicht zu einem Armenhaus entwickelt. Da kann u.U. einiges an Mitteln erforderlich sein.
LG