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Italienischer Minister will Lira wieder einführen

Verfasst: Freitag, 03.06.2005, 15:22
von NEWS
Italienischer Minister will Lira wieder einführen
Der gebeutelte Euro kommt nicht zur Ruhe. Mit seinem Vorschlag, die Lira wieder einzuführen hat der italienische Sozialminister Roberto Maroni die europäische Gemeinschaftswährung erneut auf Talfahrt geschickt.

[align=justify]Angesichts der Krise in Europa dürfe die Rückkehr der Lira nicht ausgeschlossen werden, sagte Maroni der römischen Zeitung "La Repubblica". Er schlug ein System vor, in dem Euro und Lira zumindest zeitweise parallel verwendet werden sollen.
Der Euro reagierte zum Dollar zeitweise mit Kursverlusten von einem halben Cent. Eine Sprecherin der EU-Kommission nannte die Äußerungen Maronis ein "Hirngespinst". "Der Euro ist für die Ewigkeit", so die Sprecherin weiter.
"Euro ist unzureichend"
Maroni, der Mitglied der europa-kritischen Lega Nord ist, schlug ein Referendum der Italiener über einen Ausstieg aus der Gemeinschaftswährung vor. "Der Euro hat sich angesichts der Konjunkturprobleme, der schwindenden Wettbewerbsfähigkeit und der hohen Arbeitslosigkeit als unzureichend erwiesen", sagte Maroni.
In einer solchen Situation müssten die Regierungen mehr Möglichkeiten erhalten, die nationale Industrie gegen ausländische Wettbewerber zu schützen. Der Minister forderte daher, die Kontrolle der Wechselkurse zurück in die Hände der Regierungen zu geben. Großbritannien bezeichnete er als leuchtendes Beispiel für ein prosperierendes Land, in dem die Regierung die Währung selbst steuere und die Wirtschaft kräftig wachse.
Es wird nicht damit gerechnet, dass Maronis Einschätzung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi und Wirtschaftsminister Domenico Siniscalco geteilt werden. Beide waren aber zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Bundesregierung: Rückkehr zur D-Mark keine Option
Regierungssprecher Bela Anda sagte unterdessen in Berlin, dass eine Rückkehr zur D-Mark für die Bundesregierung auch theoretisch keine Option sei. "Der Euro hat sich bewährt, und es gibt überhaupt keinen Anlass diese Diskussion zu führen", sagte Anda. Bundeskanzler Gerhard Schröder befürchte kein Auseinanderfallen der Währungsunion und wünsche dies auch nicht.
Der Euro war nach der Ablehnung der EU-Verfassung in Frankreich und den Niederlanden auf seinen tiefsten Stand seit vergangenem September gefallen. Zudem hatte am Mittwoch ein Pressebericht Spekulationen über ein mögliches Scheitern der Währungsunion ausgelöst. Hintergrund war ein Artikel des Magazins "Stern", wonach das Bundesfinanzministerium den Euro für die anhaltende deutsche Wachstumsschwäche verantwortlich macht. Zudem hätten Finanzminister Hans Eichel und Bundesbankpräsident Axel Weber vergangene Woche mit Bankvolkswirten über ein Scheitern der Währungsunion diskutiert. Sowohl Eichel wie Weber wiesen dies ausdrücklich zurück.[/align]

(tagesschau.de, germanews.de)