Flüchtlinge Umgebung Manduria

Puglia
Todd

Re: Umgebung Manduria

Beitrag von Todd »

StefanM. hat geschrieben: ...
Normalerweise lasse ich mich nicht zu Posts in derartigen Themen hinreissen ...
...
Was meinst Du damit?

M.E. krankt dieses Forum ja gerade daran, dass es weder wichtige Themen hat, noch wichtige Posts, und kaum kommt ein in der einen oder anderen Forum brisantes Thema um die Ecke, wird ge- und zerstückelt, den teutonischen Ordnungssinn zelebrierend.



StefanM. hat geschrieben: ...
Grundsätzlich bin ich dafür, Flüchtlinge aufzunehmen - wenn es berechtigte Flüchtlinge sind.
...
Da fängt's aber doch schon an: Wer ist denn berechtigt, und wer nicht?

Bisher ist das Meer, der Wellengang und der Zustand der Schaluppe bzw. die kriminelle Energie der Schlepper Entscheidungskriterium darüber, wer hinein darf und wer nicht.

Man könnte Einwanderung auch kanalisieren, steuern und fördern, wenn man denn die Courage hätte, dem Aufschrei des europäischen Prekariats zu begegnen.



StefanM. hat geschrieben: ...
In den meisten Ländern der Welt werden illegale Einwanderer oder Personen die keinen Anspruch auf eine Einreisegenehmigung haben nicht ins Land gelassen bzw. wieder zurück geschickt.
...
Was ich ja gerade deswegen kritisiere, weil gerade jene Länder oft klassische Ein- und Auswandererländer sind, deren Bürger Freizügikgkeit geniessen.

Du selbst bist ja auch Migrant, ansonsten lebtest Du nicht in Lecco (seh' ich doch richtig?). Der Unterschied zwischen Dir und einem Tunesier in Manduria ist, dass Du den richtigen Pass hast.



StefanM. hat geschrieben: ...
Nachdem Todd von "Rappenspaltern" gesprochen hat ...
...
Ist m.W. keine schweizerische Wortkreierung. Hab' ich jedenfalls von Hayek (auch Migrant, im Uebrigen, leider schon tot).



StefanM. hat geschrieben: ...
Die Schweiz ist beim Thema Einwanderung etc. auch kein Kind von Traurigkeit ...
...
... was mit der Aussage, dass es m.E. verwerflich ist, anderen die Chancen, die man selbst in Anspruch nimmt, zu verwehren, nix zu tun hat. Ich bin nicht die Schweiz und stimme nicht sämtlichen schweizerischen Policies zu.



StefanM. hat geschrieben: ...
Wenn eine Grundlage für die Einreise / Arbeitserlaubnis vorliegt habe ich kein Problem mit irgendeiner Person, egal wo sie herkommt.
...
Leider ist die Einreiseerlaubnis eigenartigerweise aber nicht etwa an persönliche Fähigkeiten geknüpft, sondern an die Staatsangehörigkeit.



StefanM. hat geschrieben: ...
Schlimm wirds nur, sobald ich sehe wie - und hier spreche ich aus persönlicher Erfahrung in einer 50.000 Einwohnerstadt in Nord-Italien - Schwarzafrikaner auf innerstädtischen Parkplätzen die Leute Nötigen, Bedrängen usw. bis zu dem Punkt dass viele Leute sich nicht mehr trauen ihre Autos auf den Parkplätzen abzustellen. Dass durch derartige Vorkommnisse - die mit Sicherheit rein subjektiv gesehen werden, aber der Mensch ist ja ein subjektives Wesen - eine gewisse Abneigung entsteht ist klar. Bettelnde "Zuwanderer" findet man hier mittlerweile an jeder Ecke.
...
Wobei eine Frage nach der Repräsentativität und der Pertinenz des von Dir geschilderten Phänomens aber erlaubt sein sollte.
Das Problem ist ja gerade die mangelnde Steuerung und Kooperation in Sachen Einwanderung.



StefanM. hat geschrieben: ...
Zum Thema Solidarietät, Dankbarkeit usw. guck mal Richtung Frankreich (die haben sofort die Grenzen dicht gemacht und alle "illegalen" nach Italien zurück geschickt) oder Deutschland "wir haben schon genug gemacht - da muss Italien alleine durch" oder Dänemark wo nun die Grenzen kontrolliert werden (Schengen grüßt) um genau die illegalen Einwanderer abzuhalten.
Wenn wir schon auf vereintes, tolles Europa machen wollen, dann bitte aber mit allen Konsequenzen.
...
In der Tat bin ich in diesem Punkt auf einer Linie mit dem Cavaliere.
Deutschland, DK und andere verhalten sich auf diesem Gebiet noch viel tölpelhafter und idiotischer als Italien, und das nicht seit gestern.



StefanM. hat geschrieben: ...
Nochmal Kriegsflüchtlinge gerne und herzlich willkommen. Wirtschaftsflüchtlinge, die nicht legal einreisen können sollten sofort wieder in die Heimat abgeschoben werden.
...
Bist Du den in dieser Logik kein Wirtschaftsflüchtling?

Bzw. worin genau siehst Du den Unterschied Deiner Situation in Bezug auf jene der Tunesier in Manduria?



StefanM. hat geschrieben: ...
Illegale Einreise ist in (fast) allen Staaten der Welt gegen das Gesetz und wird bestraft!
...
Das heisst aber nicht, dass man dies richtig finden muss bzw., dass sich dies moralisch und wirtschaftlich rechtfertigen liesse.

Die Einreise ist ja gerade deswegen gefährlich, tödlich und in der Tolerierung ihrer Form (das Meeresgrab als Minimumfaktor) kriminell,

weil die politische und gesetzlich Lage der wirtschaftlichen und sozialen Realität um Lichtjahre hinterherhinkt,

weil sich die Politik vorm Wutbürger des europäischen Prekariats in die Hosen macht.





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Re: Umgebung Manduria

Beitrag von smart »

Todd hat geschrieben:M.E. krankt dieses Forum ja gerade daran, dass es weder wichtige Themen hat, noch wichtige Posts, und kaum kommt ein in der einen oder anderen Forum brisantes Thema um die Ecke, wird ge- und zerstückelt, den teutonischen Ordnungssinn zelebrierend.
Nur kurz: Solche Themen sind durchaus erwünscht. Wir schreiten nur ein, sobald jemand der Forenmitglieder angegriffen oder öffentlich an den Pranger gestellt wird, und leider kochen sich die Emotionen oft schnell dazu hoch. An strittigen Themen haben wir jedoch durchaus Interesse, also: Bitte weiterstreiten, aber stets sachlich! 8)
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Re: Umgebung Manduria

Beitrag von leonessa »

Todd hat geschrieben:
M.E. krankt dieses Forum ja gerade daran, dass es weder wichtige Themen hat, noch wichtige Posts, und kaum kommt ein in der einen oder anderen Forum brisantes Thema um die Ecke, wird ge- und zerstückelt, den teutonischen Ordnungssinn zelebrierend.
Buon giorno a tutti,

per Email erhalte ich die neuen Beiträge und nach Monaten spricht mich einer wirklich an.
Mein Mann als Pugliese vor Ort und ich als Deutsche, die das Haus verkauft und nachkommen wird, sehen das Thema mit sehr gemischten Gefühlen.

Wir haben auf youtube gesehen wie jugendliche Flüchtlinge die Caritas anzünden und GELD und ZIGARETTEN und NAZI dabei schreien. Primitiv und grenzwertig.

Wir haben einen alten Bauern gesehen, der zeigte mit Tränen in den Augen seine verwüstete Orangenplantage, zertretene Frückte, ganze Zweige heruntergerissen, angebissene Früchte . weggeworfen. Haufen Exkremente überall und Plastikmüll. Flüchtlinge auf der Durchreise nach Norden..

Mein Mann hat erlebt, wie zu Ostern die Frauen der Gegend kamen mit Babykleidung, Geschenken, Braten, Kuchen - um sie in das Lager zu bringen. Damit die Flüchtlinge auch feiern können.

Wir sind auch (zumindest ich) Flüchtlinge, da wir umgeben von deutscher Mentalität und Behördenwahn keine Luft mehr bekommen.
Jedoch respektieren wir die Menschen unten vor Ort, passen uns an, treten bescheiden auf und dankbar für alles Gute was uns dort geschieht.

Im Großen und Ganzen hat der Süden Glück im Unglück, die Armut macht ihn unantraktiv, so dass die Flüchtlinge schnell weiterziehen, so sie denn nicht weitergebracht werden.
Es gibt ja außer ein bißchen Vermietung und Bau, (durch das neue Gesetz ist der fast tot in kürzester Zeit), kaum was zu holen...

Vi saluto

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Re: Flüchtlinge Umgebung Manduria

Beitrag von Befana »

Und Todd, was sagst du dazu ?
Todd

Re: Flüchtlinge Umgebung Manduria

Beitrag von Todd »

Was soll ich denn sagen?

Auf Youtube kann man alles sehen und alles mögliche lesen.


Natürlich hat man auch den Eindruck - und v.a. staunt man doch sehr - dass Italien dem Andrang nicht gewachsen ist. Umso frappierender, da man doch meinen sollte, dass ein 60-mio-Staat doch mit einem Phänomen, dessen Erscheinung Oliviero Toscani schon vor 20 Jahren zementierte, doch eigentlich fertigwerden sollte.

Erbärmlich die mangelnde Kooperation aus D und F, von Skandinavien und anderen gar nicht zu reden.


Bez. der "Geschenke" und Spenden ist das immer so eine Sache. Heisst das doch auch, dass man den Empfänger nicht in der Lage sieht, selbst entscheiden zu können, was er braucht,

was v.a. dann wohl wie Hohn wirken muss, wenn man in einem Müllquartier untergebracht wird.

Und, dass die lokale Bev. wohl deutlich sieht, dass der Staat irgendwo versagt.

Was wiederum an mangelnder Kooperation innerhalb der EU und an der Angst der Politik vor dem Proll liegt, der die Problematik im besten Fall ausgeblendet sehen will.



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Re: Umgebung Manduria

Beitrag von Lupogrigio »

Todd hat geschrieben:Ich finde es peinlich bis unwürdig, aus dem gemachten Nest heraus anderen, denen es nicht so gut geht wie einem selbst, das von einem selbst in Anspruch genommene Recht zu verweigern, sich dort eine Existenz aufzubauen, wo man sich bessere Ueberlebenschancen verspricht.

Was wäre D heute ohne Hugenotten und Türken, I ohne Griechen und Kelten, die USA ohne Deutsche (grösste Einwanderungsgruppe dort überhaupt)?
LG
Was wäre Deutschland heute, wenn sich nach dem WK II die Trümmerfrauen auch alle verabschiedet hätten?
Das gemachte Nest haben wir unseren Eltern und teilweise auch schon Großeltern zu verdanken, die in Deutschland geblieben sind und das Land wieder aufgebaut haben.
Mein eigenes Nest habe ich mir selbst aufgebaut, ich hatte zwar gute Startbedingungen, aber mir ist es auch nicht geschenkt worden, also kann ich doch auch erwarten, dass die Bevölkerung in anderen Ländern auch dort, in ihrer Heimat, in die Hände spukt un anfängt, etwas aufzubauen.
Das Geld, dass die Flüchtlinge den Schleppern bezahlen müssen könnten die Flüchtlinge besser dazu nutzen, im Heimatland etwas aufzubauen.
Die Bevölkerung in den Nordafrikanischen Staaten muss eine Hilfe zur Selbsthilfe bekommen, diese aber in ihren Heimatländern, damit es dort bessere Lebensbedingungen gibt.
Geniesse jeden Tag als wäre er der letzte des Lebens.
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Re: Flüchtlinge Umgebung Manduria

Beitrag von Lupogrigio »

Todd hat geschrieben:Was soll ich denn sagen?

Auf Youtube kann man alles sehen und alles mögliche lesen.


Natürlich hat man auch den Eindruck - und v.a. staunt man doch sehr - dass Italien dem Andrang nicht gewachsen ist. Umso frappierender, da man doch meinen sollte, dass ein 60-mio-Staat doch mit einem Phänomen, dessen Erscheinung Oliviero Toscani schon vor 20 Jahren zementierte, doch eigentlich fertigwerden sollte.
Jeder Staat stößt irgendwann an die Grenzen der Belastbarkeit was die Aufnahme von Wirtschaftsflüchtlingen angeht (was die nun kommenden Afrikaner nun einmal sind)
Todd hat geschrieben: Erbärmlich die mangelnde Kooperation aus D und F, von Skandinavien und anderen gar nicht zu reden.


Bez. der "Geschenke" und Spenden ist das immer so eine Sache. Heisst das doch auch, dass man den Empfänger nicht in der Lage sieht, selbst entscheiden zu können, was er braucht,

was v.a. dann wohl wie Hohn wirken muss, wenn man in einem Müllquartier untergebracht wird.

Und, dass die lokale Bev. wohl deutlich sieht, dass der Staat irgendwo versagt.

Was wiederum an mangelnder Kooperation innerhalb der EU und an der Angst der Politik vor dem Proll liegt, der die Problematik im besten Fall ausgeblendet sehen will.



LG
Was ist denn das dringendste was die Flüchtlinge brauchen? Es ist doch wohl die Nahrung und für die Kinder Kleidung und Spielsachen. Zum Müllquartier wird es meist erst durch die unzufriedenen Bewohner gemacht.
Geniesse jeden Tag als wäre er der letzte des Lebens.
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