Des Imperators Gemächer werden öffentlich

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lanonna
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Des Imperators Gemächer werden öffentlich

Beitrag von lanonna »

Des Imperators Gemächer werden öffentlich

Im Haus des römischen Kaisers Augustus auf dem Palatin in Rom werden im kommenden Frühjahr vier noch nie öffentlich gezeigte Säle erstmals für das Publikum geöffnet.

Ab 2. März sollen die Säle für BesucherInnen zugänglich sein, kündigte der italienische Kulturminister Francesco Rutelli an.

Die in den 1970er Jahren wiederentdeckten Räumlichkeiten mit herrlichen Fresken sind über viele Jahre restauriert worden - was rund 12 Millionen Euro gekostet habe, so R

Drei der Säle liegen im unteren Teil des Gebäudekomplexes, ein weiterer im ersten Stock. Es wird jeweils nur eine begrenzte Besucherzahl (fünf Personen) eingelassen, die von spezialisiertem Personal begleitet wird. Eine frühe Anmeldung sei also empfohlen.

Das "Domus Augusti" diente dem Kaiser Augustus (63 v. Chr. - 14 n. Chr.) als palastartiges Wohnhaus. Im Inneren befinden sich zahlreiche antike Wandgemälde. Der Kaiser hatte sich die Wände mit fein gezeichneten Bildern von Satyren (Waldgeistern), schönen Frauen oder auch Lorbeerkränzen verschönern lassen. (red)

http://derstandard.at/

Auf dieser Seite dann "Rom" in die Suchroutine eingeben, runterscrollen bis zum Artikel und die schönen Bilder anschauen!

Und so hat Rom eine historische Attraktion mehr!

Lanonna
Freunde wirst du viele lieben, wie es Muscheln gibt am Meer,
doch die Schalen, die dort liegen, sind gewöhnlich alle leer.
Autor unbekannt
Todd

Re: Des Imperators Gemächer werden öffentlich

Beitrag von Todd »

Hier nochma' die Planimetria des Bereichs des Octavius:

http://www.roma-antiqua.de/antikes_rom/ ... ollotempel


Tiberius hatte übrigens auch 'ne nette kleine Hütte auf 'ner relativ bekannten Insel im Golf von Neapel.... dagegen sind die Papstpaläste und der Müll aus der Renaissance nichts als gammelige Schutthaufen mit Patina... :wink: Naja, klar, die mussten ihre Arbeiter ja auch teuer bezahlen, die Burschen; das ham sich die Römer, die alten Geizkrägen, dämlicherweise sparen wollen und ihre Sklaven eingesetzt (schön doof, denn dadurch haben sich Maschinen und Computer damals kaum durchgesetzt, obwohl es sie gab; unglaublich, aber wahr. Ebenso Morsecode und Telegraph).


LG
Zuletzt geändert von Todd am Freitag, 22.02.2008, 13:48, insgesamt 1-mal geändert.
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BO
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Re: Des Imperators Gemächer werden öffentlich

Beitrag von BO »

"Der Fall von ca. 1 mio Einwohner noch im Jahr 411 auf 25.000 Mitte des 16. Jh. dürfte schwerlich nachzuahmmen sein... allerdings ist dann der fulminante Aufstieg von 1750 an umso erstaunlicher..."
Warum diese Verminderung und dann wieder der Aufstieg?

Saluti
BO
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Todd

Re: Des Imperators Gemächer werden öffentlich

Beitrag von Todd »

Gute Frage:

Verminderung, weil es ab Theososius des Grossen (395 n.C. Reichsteilung an seine Söhne Honorius, der jüngere Bruder, im Westen und Arcadius, der ältere, aber kurzlebigere, im Osten) in beiden Teilen z.T. rapide bergab ging (vorher eigentlich nicht, auch wenn oft das Gegenteil behauptet wird),

wobei der jüngere der beiden Brüder, Honorius, das irgendwie nicht so richtig mitbekam und trotzdem noch auf Grossmachtpolitik aus war. Dadurch, dass er lange lebte, und sich heftig mit seinem Bruder Arcadius und der gemeinsamen Halbschwester Aelia Galla Placidia teils in den Haaren lag, mal aber wieder (unheilvolle) Allianzen schloss, hatte er genug Zeit und Energie, den Laden so richtig runterzuwirtschaften und den Karren ordentlich in den Dreck zu fahren. Fulminanter Höhepunkt seiner Leistungen: Die Eroberung Roms durch Alarich 410. Das hatte die damalige Welt noch nicht gesehen, sowas.
Selbst Stilicho, später Aetius usw. konnten dann nicht mehr viel machen. Unter seinen Nachfolgern ging's dann für einige wenige Jahre wieder etwas besser.


Hier eines seiner bekanntesten BIlder:

http://it.wikipedia.org/wiki/Immagine:J ... -_1880.jpg

Warum er im Bildtitel als "Byzantinischer Kaiser" bezeichnet wird, ist mir schleierhaft, auch wenn er natürlich in Istanbul geboren und aufgewachsen ist. Residenz im Westteil war aber zu jener Zeit erst Mailand, dann Ravenna.


Die Einwohnerzahl hatte sich aber durch die Wirren 410 so auf etwa 700.000 reduziert, all in all aber nicht so schlimm wie befürchtet (Alarich - Westgote - hatte seine Truppen gut im Griff, und brauchte Rom noch; daher konnte er sich keine Zerstörungen leisten).



Die Eroberung dann im Jahr 476 durch den Heruler Odoaker war da schon schlimmer, aber auch er und seine Truppen hielten sich im Zaum. Blöd war allerdings, und das ist der Unterschied zu 410, dass danach der Kaiserthron vakant war, und das war ein immenser Verlust am Prestige der Zentralgewalt. Der Senat trug dann in seiner Verzweiflung die Würde an den oströmischen Kaiser (der sich dadurch legitimiert sah, auch den Westteil zu beanspruchen).

Grosso modo konnten die Römer aber sagen: "Das Leben geht weiter".... auch mit 500.000 Einwohnern.

Grösstes Problem war seit Beginn des 5. Jh. allerdings, die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, was nur manchmal gelang, weil

Karthago, Hauptgetreidelieferant, seitdem Hauptstadt eines separaten Vandalenstaats war, der überhaupt nicht daran dachte, für den zahlungsschwachen nördlichen Nachbarn was abzudrücken, und Ägypten schon genug damit zu tun hatte, Konstantinopel, Alexandria, Antiochia, Caesarea usw, die Metropolen des Ostreichs, zu versorgen, und

der Westteil in immer kleinere Fragmente zerfiel, was den Fernhandel nicht gerade begünstigte, und

Rom schon länger nicht mehr die Hauptstadt bzw. kaiserliche Residenz war, was sie ihres einflussreichen Fürsprechers, den Kaiser, beraubte.

Bis in die 30er Jahre des 6. Jh. ging's aber immer noch einigermassen, bis dann die Goten in den Gotischen Kriegen den in Rom belagerten Byzantinern die Wasseraquädukte kappten... und sie niemand mehr reparieren konnte. Das war dann der wirkliche Anfang vom Ende, auch wenn es den Goten nicht gelang, die Stadt zu erobern, denn nicht nur die Wasserzufuhr war hin, sondern auch mehr oder weniger alle anderen wichtigen Städte in Italien, Mailand voran, waren weitestgehend zerstört.


Naja, dadurch, dass durch wechselndes Kriegsglück Ostroms die Antike im Westen erst mal vorbei war, gab's auch keinen ebenbürtigen Handelspartner in der Nähe, so dass man erst mal, wenn auch auf relativ hohem Niveau (im Vergleich zu den ehemaligen nördlichen Provinzen) stagnierte.
Das Fehlen der Zentralgewalt wurde versucht, durch das Papsttum, einzig gerettete Institution, zu überbrücken...
Bis es dann im Hochmittelalter weiter bergab ging (Geplänkel unter den Päpsten, Investiturstreit, Verlegung der Residenz nach Avignon, usw.).

Absoluter Tiefpunkt Roms in der Geschichte (abgesehen von den Jahren 1938-44 bzw. 1943-44) ist die Eroberung Roms 1527, der Sacco di Roma, durch marodierende, teilweise protestantische Söldnerheere, die im Auftrag des Kaisers in Italien unterwegs waren, und es dem gehassten Katholikenpack mal so richtig zeigen wollten. Ausserdem waren sie schon länger nicht mehr bezahlt worden, was sich niemals günstig auf Städte und Umland in den Gebieten ihres Aufenthalts ausgewirkt hat.

Da sind wir dann bei 25.000 Einwohnern.

Die Italienischen kriege sind kompliziert (eine ihrer Folgen ist das Ende des Ghzm. Mailands und die Schweizer Besetzung eines Teils der Lombardei bis heute), haben aber das politische Gesicht Italiens bis heute geprägt.


Um ganz ehrlich zu sein, ich hab keine Ahnung, wie genau die regierenden Herrschaften es geschafft haben, den Laden wieder flott zu machen; da muss ich mich noch einlesen.

Natürlich hat die neue alte Hauptstadtfunktion 'n ordentlichen Anteil daran, möcht' ich meinen....




LG
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BO
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Re: Des Imperators Gemächer werden öffentlich

Beitrag von BO »

... und ich dachte es wären Krankheiten gewesen, wie z.B. die Pest.

Die Hauptursache waren also Kriege, Hunger und Wassermangel!

Dann hat sich ja seit dem alten Rom nicht viel geändert, weil es in vielen Teilen der Welt heute noch so ist.

Saluti
BO
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Todd

Re: Des Imperators Gemächer werden öffentlich

Beitrag von Todd »

... und das ist das eigentlich erschreckende daran,

dass die Probleme damals wie heute dieselben sind, ohne merkliche Verbesserung für viel zu viele... :(


LG
Todd

Re: Des Imperators Gemächer werden öffentlich

Beitrag von Todd »

... und es tut mir als alten Anarcho auch weh, das eingestehen zu müssen,

aber es scheint wirklich so zu sein, dass immer dann, wenn die Zentralgewalt zusammenbricht, das Ding so richtig in die Hose geht.... damals wie heute... vllt nicht von heute auf morgen, aber eventuell doch schleichend und stetig...

... wobei natürlich - im Unterschied zu weiten Teilen der Welt - der Vergleich zum Italien von heute völlig abwegeig ist.



LG
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